CdN Magazin 32 ePaper

A K T U E L L I M B L I C K P UNK T CDN - MAG A Z I N 32 | 2 017 16 Ehemalige Topathleten wie Henry Maske oder Fabian Hambüchen sind in diesem Bereich engagiert, Lahm ist mit einem Prozent beteiligt. Und mit mehr. Mit sei- nen Kontakten leistet er Lobbyarbeit, sein Name öffnet Türen. Er begreift dieses Engagement als „soziales Ehrenamt“. „Dieses Thema liegt mir amHerzen“, sagt er. Ein geplantes Ende Nach dem Ende seiner sportlichen Lauf- bahn ist Lahm nicht in ein Loch gefallen. Weil er – ähnlich wie auf dem Platz – vorausschauend agiert hat. Schon früh hat sich Lahmmit der Frage auseinander gesetzt, was für ihn kommen solle, wenn das letzte Spiel gespielt ist. Der enormen Verpflichtung, die ihm seine Rolle als Unternehmer aufbürdet, Eine andere Beteiligung Lahms ist die Schneekoppe GmbH und Co. KG, ein Unternehmen, das für gesunde Ernäh- rung steht und unter anderem Müsli, Müsliriegel, Gemüsesäfte und Produkte für Diabetiker vertreibt. Und auch hier gilt: nach Lahms Einstieg geht es nach und nach wieder bergauf. Ein anderes Feld seiner Karriere nach der Karriere ist die Deutsche Sport­ lotterie, über die seit Februar 2015 bedürftige Athleten aller olympischen Sportarten finanziell unterstützt werden. Kennen und schätzen einander: Dr. Angela Merkel und Philipp Lahm. ist sich Lahm sehr wohl bewusst:Als Unternehmer hat er Arbeitsplätze und Existenzen zu sichern. Dieser Auf­ gabe stellt er sich auch mit der Absicht, selbst menschlich und fachlich zu reifen. Lahm weiß, dass er sich als Jung- Unternehmer „noch ganz am Anfang“ befindet. Die Qualitäten, die ihn auf dem Rasen auszeichneten, möchte er dabei auch auf dem neuen Terrain pflegen und umsetzen: Fairness, Fair Play, Seriosität, Kommunikation, Teamwork, Gerechtigkeitssinn, Clever- ness, Risikobereitschaft. Tugenden, die ihn zusammen mit seinen sportlichen Fähigkeiten und Erfolgen zum Kapitän des FC Bayern und des Nationalteams haben werden lassen. Zuhören und lernen In seinem Leben als Fußballer hat Lahm viele Erfahrungen gemacht, die für ihn auch in seinem Leben als Ex-Fußballer vorteilhaft sind. Lahm weiß aber, dass er gut beraten ist, anderen zuzuhören und sich deren Erfahrungen zunutze zu machen. Auf der Bits & Pretzels Bühne er- zählt Lahm davon. Etwa von seiner Begegnung mit Heinrich Deichmann, Europas größtem Schuhhändler. Lahm und Deichmann trafen sich im Frühjahr dieses Jahres, ein baldiges Wiedersehen ist schon besprochen. Lahm hat sich ge- nau angehört, nach welchen Kriterien der erfolgreiche Unternehmer seine Entschei- dungen getroffen hat und trifft. Und genauso hat sich Lahm genau angehört, was ihmAngela Merkel zu sagen hatte. Kurz vor der Bundestagswahl interviewte er die Bundeskanzlerin für „Bild am Sonntag“. Aufschlussreicher noch als das Interview war für ihn persönlich die Zeit davor. Schon eine Viertelstunde vor dem offiziellen Termin empfing ihn die Regierungschefin – man kennt sich von verschiedenen Kabin­ enbesuchen der Kanzlerin bei Länder­ spielen – und sprach mit ihm unter anderem über Menschenführung und Teamwork. „Ich habe einen Riesenrespekt vor Frau Merkel und ihrer Haltung“, sagt Lahm. Er nennt damit zwei zentrale Begriffe seiner Philosophie als Jung-Unternehmer: Res- pekt und Haltung. Er wollte im Fußball als Führungsspieler und Kapitän immer mit einer Ausstrahlung der Überzeugung und Entschlossenheit vorangehen – nun sind diese Eigenschaften wieder gefragt. Rückkehr in den Fußball? Für seine neue Rolle hat Lahm keine Kurse oder Seminare über Wirtschaft be- legt, keine Vorlesungen besucht. Er geht die neuen Aufgaben mit einer ehrlichen Neugier, dem Motto learning by doing an und sieht sich „wieder in der Ausbildung“. Aus einem konservativen Grundver­ ständnis heraus begann Lahm vor etwa drei Jahren, mögliche Beteiligungen zu sondieren, einzufädeln und abzuschlie- ßen. Ein nächster Schritt wird sein, diese zu vernetzen, Synergien zu schaffen und neue Ideen zu entwickeln. Und der Fußball, seine Kernkompetenz? Lange Zeit galt er als aussichtsreichster Kandidat auf den Posten des Sport­ direktors des FC Bayern. Lahm überlegte lange – um dann wohlüberlegt abzusagen. Stattdessen übernahm Hasan Salihamidzic dieses Amt und stand bei der Entlassung von Carlo Ancelotti und der Rückkehr von Jupp Heynckes gleich im Fokus des Geschehens. Dennoch schließt Lahm ein Comeback in seinem Stamm geschäft nicht aus. „Warum nicht?“, fragt er, „ich kenne mich auf keinem Gebiet besser aus als im Fußball.“ Und deshalb wird er im Fußball immer gefragt sein. Als sportlicher Fachmann sowieso. Und umso mehr mit dem ökonomischen Wissen, das er sich gerade nach und nach aneignet. Karlheinz Wild

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