CdN Magazin 32 ePaper

25 I M RÜ C K B L I C K : TO L L E TOR E CDN - MAG A Z I N 32 | 2 017 auch über Klaus Augenthaler reden. Am 19. August 1989 überwand der Bayernkämpe imWaldstadion National­ torwart Uli Stein aus 49 Metern mit einer bis dahin weltweit nirgends gesehenen Bogenlampe, die alles übertraf, was „Auge“ bis dahin an Befreiungsschlägen und Abwehr­ grätschen hoch und quer über den Platz fabriziert hatte. Uli Stein war an- schließend nicht so gut drauf. Es war der zweite Kunstschuss auf seine Kosten und in seinen Kasten. Schon im März 1986, als er noch den HSV-Kasten hütete, hatte ihn ein anderer National­ mannschaftskollege im Volkspark­ stadion aus 48 Metern düpiert. „Der HSV spielte immer auf Abseits“, erzählte Uerdingens Matthias Herget hinterher, „und ich ahnte, dass Uli wieder weit vor seinem Tor steht“. zum „Tor des Monats“ gekürt, und der Titel seiner Biografie ergab sich von selbst: „Fallrückzieher und mehr“. In allen Varianten schrieb die Luftnum- mer damals Geschichte. Der Bayern- Zauberer Karl-Heinz Rummenigge sorgte 1980 für ein massenhaftes Zun- ge-Schnalzen, als er den Ball zweimal hochjonglierte und per Seitfallzieher vollendete. Und Nationalstürmer Olaf Marschall vom 1. FC Kaiserslautern stand 1998 gegen die Hertha mit dem Rücken zum Tor, stoppte den Ball mit der Brust, legte ihn sich mit dem Kopf vor, Fallrückzieher – und drin. Weiter, immer weiter Wenn wir schon dabei sind über Luft- nummern zu sprechen, müssen wir 6 4_Ganz wichtig: Lothar Emmerichs Tor führte Deutschland ins WM-Viertel- finale 1966. 5_England wähnte sich schon als Sieger, dann kam Uwe Seeler und traf mit dem Hinterkopf. 6_Karl-Heinz Rummenigge mit einer Variante: dem Seitfallzieher als Voll- treffer ins gegnerische Tor. Ein mindestens genauso feines Füß- chen wie Herget hatte Bernd Schuster, und kein Feinschmecker vergisst je- mals den 28. August 1994: Im Spiel Leverkusen gegen Frankfurt schaufelte der „Blonde Engel“ den Ball aus 45 Metern so akkurat über den damals aktuellen Nationalkeeper Andy Köpke, dass dem kein Schutzengel mehr half. Schuster, Köpke, Augenthaler, Stein und viele andere hätten also noch viel zu klären bei Kaffee und Guglhupf im Altersheim. Das ist es, was Charly Körbel meint: Die alten Kanonen brau- chen einen Platz, an dem sie vor allem diese unfassbaren, unnachahmlichen Tore nochmal in Ruhe ausdiskutieren können. Oskar Beck 4 5

RkJQdWJsaXNoZXIy ODU0ODk=