CdN Magazin 34 ePaper

35 D I E Z E I T DANACH CDN - MAG A Z I N 3 4 | 2 01 8 Schäfer holt nun nach, was schon lange in seinen Gedanken war. „Viele meiner Schulfreunde haben nach dem Abi ein Auslandsjahr gemacht“, sagt er. „Ich hätte das damals auch gern gemacht, hatte aber natürlich den Fußball.“ Akribische Vorbereitung Nach der Entscheidung für die USA folgte die Entscheidung für das konkre­ te Ziel. Wohin sollte er gehen? Vereine aus der Major League Soccer, der ersten US-amerikanischen Fußballliga, hatten Interesse. Doch der Schritt über den großen Teich war für Schäfer weit mehr als die Fortsetzung seiner erfolgreichen Karriere. Es sollte bewusst eine Über­ gangszeit sein – die Brücke von seinem alten in ein neues Leben. Für nicht wenige Profis folgt auf die aktive Karriere eine Phase der Orien­ tierung, manche fallen in ein Loch und benötigen einige Zeit, um im zweiten Leben anzukommen. Bei Schäfer liegt der Fall anders. Ihm ist schon lange klar, was er machen möchte, wenn er die Fußballstiefel endgültig an den Nagel gehängt hat. Er will im Geschäft blei­ ben, im Fußball, will das Trikot gegen den Anzug eintauschen und die Kabine gegen das Büro. Darauf bereitet er sich schon länger und sehr akribisch vor. Blick in alle Richtungen Am IST-Studieninstitut belegte er per Fernstudium einen Kurs in Sport­ management und anschließend in Sportmarketing. Er lernte Spanisch, übernahm in Wolfsburg die interne Or­ ganisation der Mannschaft, verwaltete die Mannschaftskasse und organisierte Team-Events: „Das wurde dann immer mehr, immer größer“, sagt er, nicht ohne Stolz in der Stimme: „Einmal waren wir mit dem ganzen Verein bowlen, das waren 300 Leute. Das auf die Beine zu stellen, hat mir viel Spaß gemacht.“ Marcel Schäfer hat gute Laune. Gerade hat er seine Söhne Noah und Elia in der Schule abgegeben, nun hat er ein biss­ chen Zeit für sich. Die Vögel zwitschern, ein lauer Wind streicht ihm durch die Haare. Es gibt schlechtere Orte zum Überwintern als Florida. Und kaum bessere: „Wir waren nur zu Weihnachten kurz in Deutschland und sind dann schnell wieder rüber geflogen. Unsere beiden Jungs gehen hier ja zur Schule, da wollten wir sie nicht lange rausneh­ men. Wir wollen, dass sie in der kurzen Zeit, in der wir hier in den USA sind, so viel wie möglich aufsaugen“, sagt der achtmalige deutsche Nationalspieler. Seit März 2017 lebt die Familie Schäfer in Florida. Aus der Bundesliga wechselte er zu den Tampa Bay Rowdies. Zumin­ dest sportlich war das ein ungewöhn­ licher Schritt. Der VfL Wolfsburg hätte ihn gern behalten, als er im März 2017 beschloss, bei seinem Herzensklub einen Schlussstrich zu ziehen. 256 Bun­ desligaspiele für den VfL Wolfsburg hat Schäfer absolviert, 2009 gewann er mit dem VfL die Deutsche Meisterschaft, stand dabei in allen 34 Spielen von Beginn an auf dem Rasen. Die Erfolge und die lange Zeit haben eine enge Bin­ dung entstehen lassen. Umso weniger leicht fiel der Wechsel. „Das war tat­ sächlich eine schwierige Entscheidung. Ich hätte ja sofort ins Management des VfL Wolfsburg einsteigen können, hatte ein super Angebot vorliegen. Aber ich war noch zu hungrig auf den Fußball, wollte noch ein bisschen spielen. Wenn du einmal Schluss machst, ist das ja endgültig“, sagt Schäfer. Also USA, also Florida. Er habe auch mit deutschen Vereinen Gespräche geführt, berichtet Schäfer, aber das sei für ihn nach zehn Jahren in Wolfsburg dann doch nur schwer vorstellbar gewesen. „Mir sind gewisse Werte von Bedeutung, darum habe ich alles abgelehnt und mir meinen USA-Traum erfüllt“, sagt er. Marcel Schäfer mit Blick nach vorn: auch als Florida-Boy voller Power und Dynamik.

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