CdN Magazin 35 ePaper
A K T U E L L I M B L I C K P UNK T CDN - MAG A Z I N 35 | 2 01 8 14 Trainern in der Geschichte der Nationalmannschaft hat er die meisten Siege (108) erspielt und wird beim Länderspiel gegen Peru im September in Sinsheim den legendären Sepp Herberger in der Anzahl der Spiele (167) einholen. Diese Meriten sind ein Grund für das Vertrauen, das der DFB auch in Zukunft in Löw setzt. Noch entscheidender aber ist, dass Löw in der Vergangenheit wiederholt gezeigt hat, dass er nicht nur Erfolg kann, er kann auch Krisen. Angesichts der vielen Siege wird häufig übersehen, dass es in der Ära Löw auch bislang schon erhebliche Rückschläge gegeben hat. Nach dem verlorenen EM-Finale 2008 ver- sprach Löw, „jeden Spieler einer Analyse zu unterziehen“. Der Umbruch gelang. Selbst der Ausfall ihres Kapitäns Michael Ballack brachte Löws Mannschaft 2010 in Südafrika nicht aus dem Tritt. Und als 2012 Mario Balotelli in Warschau die Muskeln spielen ließ, straffte Löw anschließend sein Coaching und verabschiedete sich von ein paar roman tischen Vorstellungen. Der Ästhet wurde zumindest etwas ein Pragmatiker. Es folgte 2014 bei der Weltmeisterschaft in Brasilien der WM-Titelgewinn. Sechs Jahre später Diesen Reflex gab es in der Historie des DFB nicht selten. Alles auf Anfang – und dann von Null auf Hundert in wenigen Mo- naten. Bundestrainer Jupp Derwall war nach der Enttäuschung bei der WM 1978 in Argentinien zum Umbruch gezwungen. Sieben Spieler traten aus der Nationalmannschaft zurück. Und das machte sich kurzzeitig negativ bemerkbar. Im Frühjahr 1979 enttäuschte die deutsche Mannschaft die Nation mit Nullnummern auf Malta und in der Türkei. Auf Schlüsselposi tionen herrschte lange Unklarheit: Nach Sepp Maiers Autounfall im Juli 1979 testete Derwall drei Torhüter und erst der letzte, Toni Schumacher vom 1. FC Köln, machte das Rennen. Mit der „Erfahrung“ von drei Länderspielen flog er als neue Nummer Zum Start in die neue Länderspiel-Saison im September will der Bundestrainer seine umfassende WM-Analyse präsen tieren. Dazu gehört die Frage, warum es nicht gelungen ist, in Russland erfolgreich gegenzusteuern. Denn es war ja nicht so, dass das Auftreten in den Spielen gegen Mexiko, Südkorea und letztlich auch, trotz des Sieges, gegen Schweden aus dem Nichts gekommen wäre. Im Gegenteil: Löw ahnte, was passieren könnte, ihm waren die Defizite seiner Spieler und seiner Mannschaft bewusst. Die Trainingseindrücke hinter verschlossenen Türen verdeutlichten dies. Löws Stimme kann ja eine metallische Schärfe annehmen. Und die setzte er während der WM auffällig und ungewohnt häufig ein, auf dem Trainingsplatz von ZSKA Moskau. Löw unterbrach das Training häufiger als es sonst seine Art ist und wiederholte mit dieser metallischen Stimme, was er von seinen Spielern sehen will. Immer und immer wieder. Bereit zum Wandel In Russland hat er die Wende nicht geschafft. In Zukunft traut der Verband Löw dies zu. Aus guten Gründen. Nur noch einmal zur Erinnerung: Löw ist Weltmeister. Er ist der einzige Trainer in der Geschichte des Fußballs, der einen Europäer in Südamerika zum WM-Titel gecoacht hat. Seine Verdienste für den deutschen Fußball sind riesig. Er schaffte zwischen 2008 und 2016 als Cheftrainer der deutschen Nationalmannschaft bei Welt- und Europameisterschaften jedes Mal eine Plat zierung unter den Top vier. Er gewann im Sommer 2017 den Confed Cup. Mit einer Mannschaft, für die in Abwesenheit vieler Weltmeister Talente wie Timo Werner, Leon Goretzka und Joshua Kimmich und Routiniers wie Lars Stindl angeführt von Kapitän Julian Draxler die Akzente setzten. Er führte die Mannschaft mit zehn Siegen und einem Torverhältnis von 43:4 makellos durch die WM-Qualifikation. Bis zurück in den August 2017 belegte die A-Mannschaft des DFB unange fochten Platz eins in der FIFA-Weltrangliste. Unter den zehn
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