CdN Magazin 35 ePaper

21 D E R WM -T R I UMP H D E S DD R - F U S S B A L L S CDN - MAG A Z I N 35 | 2 01 8 Hamanns Einsatz war für den Trainer völlig untypisch, zu personellen Experi- menten neigte Buschner nicht. Der defensive Mittelfeldspieler von Vor- wärts Frankfurt hatte überhaupt erst ein einziges Länderspiel bestritten. Und das lag auf den Tag genau fünf Jahre zurück! Zudem galt er „nur“ als Back-up für Libero Bransch. Warum dieser Wech- sel? Eine Eingebung Buschners? Bis heute wird darüber vielfach gerätselt. Möglicherweise ist dies die Erklärung: Buschner hatte seine offizielle WM-Vor- gabe, das Erreichen der zweiten Final- runde, schon in der Tasche. Vielleicht wollte er wirklich – wie Löwe sagt – das für ihn wertvolle 0:0 absichern, das bei den Sportoberen in der DDR ohnehin schon wie ein Sieg gefeiert worden wäre. Was aber macht dieser Hamann? Sollte dies der Plan gewesen sein, hat er ihn übererfüllt! Hamann spielt nach Croys Abwurf einfach einen Diagonalpass in den freien Raum. Und dann kam auch schon Sparwasser – wie so oft – aus der Tiefe: „Ich wollte mir den Ball mit der Brust vorlegen, bekam ihn aber an die Nase, täuschte erst und schloss dann ab.“ So wird das einmalige Zusammen- spiel zwischen den beiden, dieses Duett zwischen Hamann und Sparwasser, zur deutsch-deutschen Fußball-Geschichte. Dauerbrenner Sparwasser Und Sparwasser zum Unverzichtbaren. Der Torschütze verpasst auch in der zweiten Finalrunde gegen Brasilien, die Niederlande und Argentinien nicht eine Minute und ist als einziger Offensiv­ spieler der DDR in allen sechs End­ rundenspielen dabei. Wer hätte das vor Beginn der Weltmeisterschaft gedacht? Und heute? In seiner Geburtstagswoche radelte Jürgen Sparwasser mit seiner Frau um den Bodensee. Das Handy schaltete er lieber aus. Schließlich hat er die Geschichte von seinem Tor schon oft genug erzählen müssen. Und freut sich als Stammgast, ebenso wie die allermeisten seiner Mitstreiter von 1974, auf das nächste Zusammensein im Club der Nationalspieler. Uwe Karte 4 5 3