CdN Magazin 35 ePaper

S E R I E : ME I N E R S T E S L ÄND E R S P I E L CDN - MAG A Z I N 35 | 2 01 8 27 Er hat mich nach dem Training aufs Zim- mer gebeten und erzählt, dass er mich bei der U21 ja schon beobachtet habe. Ich bin mir zwar nicht so ganz sicher, ob das gestimmt hat, jedenfalls setzte er Vertrauen in mich und fragte mich, ob ich denn den Preben Elkjaer-Larsen kennen und mir zutrauen würde, gegen ihn zu verteidigen. Ich gab zu, ihn nur vom Namen her zu kennen – er war Tor- schützenkönig in Italien und hatte bei der WM in Mexiko für Dänemark ge- spielt. Ich sagte zu Beckenbauer aber auch, dass es mir eigentlich immer egal sei, wer mein Gegenspieler wäre. Weil man sich als Nationalspieler jedem stel- len muss – das war meine Überzeugung. Mutige Töne für einen Debütanten. Waren Sie denn nicht wenigstens etwas nervös? Ganz ehrlich: nein. Ich hab mich vor allem gefreut, dass es endlich losging. Ich hatte eigentlich schon damit ge- rechnet bzw. zumindest darauf gehofft, mit zur WM nach Mexiko zu fahren. Es gab da vor der WM einen Lehrgang in Herzogenaurach, an dem neben der A-Elf auch ein paar Perspektiv-Spieler teilnehmen durften – und da habe ich in zwei Spielen gegen die A-Mannschaft vier Tore geschossen … Wann und wie haben Sie von Ihrer Nominierung erfahren, Herr Kohler? War es der Klassiker jener Tage, also über ein Tableau im ZDF-Sportstudio am Samstagabend? Nein, ganz anders. Ich war eigentlich für die U21-Nationalmannschaft einge- plant, die am Tag vorher auch in Kopen- hagen spielte. Doch weil es in der Natio- Bei der WM 1986 in Mexiko hatte sich Deutschland einen beachtlichen zweiten Platz erkämpft. Dennoch entsprach die Stimmung nach der Rückkehr dem Motto „Neue Männer braucht das Land“. In der Abwehr hörten gleich vier Stammspieler auf: Ditmar Jakobs, Norbert Eder, Hans-Peter Briegel und – vor allem – Karlheinz Förster. Franz Beckenbauer suchte einen neuen Vorstopper und fand ihn in der U21-Auswahl. Sein Name: Jürgen Kohler. 20 Jahre alt war der Mann von Waldhof Mannheim. Am 24. September 1986 begann in Kopenhagen seine Länderspielkarriere, die erst nach zwölf Jahren und 105 Einsätzen endete. « I CH WAR K E I N B I S SCHEN NE RVÖS . » nalmannschaft Ausfälle gab (Matthias Herget, Andreas Brehme und Klaus Augenthaler; die Red.), kam U21-Trainer Berti Vogts am Sonntag zu mir und hat mich gefragt, ob ich mir zutraue, in der A-Mannschaft zu spielen. Der Franz Beckenbauer habe sich gemeldet. Ich hatte das Zutrauen und sagte: „Ja, klar, gar kein Problem.“ Und dann habe ich mal eben das Hotel gewechselt. So beginnen große Karrieren. Wie war die erste Begegnung mit Teamchef Franz Beckenbauer?

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