CdN Magazin 35 ePaper

S E R I E : ME I N E R S T E S L ÄND E R S P I E L CDN - MAG A Z I N 35 | 2 01 8 28 Was nicht Ihre eigentliche Aufgabe war … Schon richtig, aber hoffen ließ mich das trotzdem. Aber der Franz hat bei der WM noch mehr auf Erfahrung gesetzt mit Leuten wie Norbert Eder und Ditmar Jakobs. Die hörten dann auf – und nun kam meine Zeit. Das war auch Glück, so wie sich alles entwickelt hat. Aber gewiss nicht nur. Ihr Debüt war ein voller Erfolg. Elkjaer-Larsen sagte ja später mal, gegen Sie könne nur ein Marsmensch bestehen und Becken- bauer war voll des Lobes. Zitat: „Der konnte gar nicht besser spielen und hat einen der besten Spieler der Welt abgemeldet.“ Ja, das Spiel war für mich persönlich schon eine glatte Sache. Ich hab nach meiner Erinnerung sogar zweimal aufs Tor geschossen – also aufs gegnerische (lacht). Es wurde damals in der ARD übertragen und der Sender hat mir eine VHS-Kassette des Spiels zukommen lassen. Ganz freiwillig, als Anerkennung für meine Leistung. Das Trikot von meinem ersten Länderspiel habe ich auch noch und gebe es nie mehr her. Verspürten Sie keinen Druck, dass Sie die Lücke schließen sollten, die ein Karlheinz Förster hinterlassen hatte? Nein. Ich habe das alles nur als Heraus- forderung und große Chance gesehen, nie als Ballast. Im Fußball wie im Leben gehen manchmal Türen auf und man muss hindurch, ehe sie sich wieder schließen. Zu Karlheinz, der ja auch aus der Waldhof-Schule kam, habe ich übrigens immer ein gutes Verhältnis gehabt, obwohl wir ja nie zusammen­ gespielt haben. Was ist noch hängen geblieben von diesem Tag? Die grandiose Stimmung, es war ein Hexenkessel in Kopenhagen. Die rot- weiß bemalten Gesichter der Fans. Der Abschied von Allan Simonsen (Europas Fußballer des Jahres 1977, die Red.), der sein letztes Länderspiel machte. Unser 2:0-Sieg. Die Torschützen waren Olaf Thon per Kopf und – Rudi Völler? Fast. Der hat auch gespielt, aber es war sein Sturmpartner. Klaus Allofs, richtig. Wie war es hinterher? Haben Sie ge­ feiert mit den Kollegen? Ach, woher?! Ich saß im Bus ganz­ hinten bei den alten Hasen und fragte schüchtern nach etwas zu trinken und meinte damit Wasser. So wie bei Wald- hof, da gab es das ganz normal in durchsichtigen Flaschen. Nun aber brachte mir Chefkoch Fritz Wester- mann eine rote Trinkflasche und die anderen lachten schon so komisch. Ich trank trotzdem – es war Whiskey- Cola. Ich habe ganz schön geschluckt. Später wurde es mein Lieblingsge- tränk – heute nicht mehr … Hatten Sie das Gefühl, nach diesem grandiosen Einstand, mit kicker-Note 2, jetzt dazu zu gehören? So leicht wurde es mir nicht ge- macht. Der Toni Schumacher saß im Bus in meiner Nähe und raunte mir gleich mal zu: „Ein richtiger National- spieler bist Du erst mit zehn Einsätzen.“ Aber die habe ich dann ja auch noch geschafft. Und ein paar mehr. Sie haben 105 Län- derspiele gemacht, wurden Weltmeis- ter, gewannen die Champions League, wurden mehrmals Deutscher Meister. Wo ordnen Sie den Tag von Kopen­ hagen für sich selbst ein? Für meine Karriere war es das wich­ tigste Spiel überhaupt. Ich bin mir sicher: Wäre es in die Hose gegangen, wäre vieles anders gelaufen. Interview: Udo Muras Mittwoch, 24. September 1986, Parken, Kopenhagen Dänemark – Deutschland 0:2 (0:2) DÄNEMA RK Ole Qvist, Morten Olsen, John Sivebæk, Kent Nielsen, Jens Bertelsen (33. Pierre Larsen), Klaus Berggreen, Henrik Andersen (81. John Jensen), Michael Laudrup, Jesper Olsen, Preben Elkjær-Larsen, Allan Simonsen (21. John Eriksen) Trainer: Sepp Piontek D EU T S CH L AND Toni Schumacher, Thomas Hörster, Thomas Berthold, Jürgen Kohler, Guido Buchwald, Olaf Thon (70. Uwe Rahn), Lothar Matthäus, Wolfgang Rolff, Michael Frontzeck, Rudi Völler, Klaus Allofs (83. Herbert Waas) Trainer: Franz Beckenbauer TOR E 0:1 Olaf Thon (24.), 0:2 Klaus Allofs (43.)

RkJQdWJsaXNoZXIy ODU0ODk=