CdN Magazin 35 ePaper

32 D I E Z E I T DANACH CDN - MAG A Z I N 35 | 2 01 8 lel zum Profialltag ein Studium er­ möglicht werden sollte. Und so kam es, dass er bereits während seiner aktiven Zeit als Assistenzarzt gearbeitet hat. Und das wirft Fragen auf: Wie schafft man das? Und ruht sich dieser Mann eigentlich nie aus? Bei ihm funktionierte es, weil alle Betei- ligten mitzogen. Inklusive Trainer. Erst Udo Lattek und dann Dettmar Cramer ließen ihn gewähren. Im Team des FC Bayern war den Mitspielern klar, dass hier einer zum Stammpersonal zählte, der nicht nur ein sehr guter Fußballer, sondern auch ein sehr schlauer Kollege war. Kapellmann fühlte sich in München akzeptiert und integriert. „Es stand nie zur Debatte, dass ich einen besonderen intellektuellen Status habe“, sagt Kapell­ mann. Einer seiner Spitznamen war „Apotheke“, aber das war nicht böse, sondern liebevoll gemeint. Als Spieler des FC Bayern weiß Kapell- mann, wie sich Siege, Pokale und Triumphe anfühlen. Er wurde mit dem FC Bayern 1974 Deutscher Meister. Dreimal gewann er mit den Münchnern nach seinen Wünschen aufbauen. Vor jedem angedachten Eingriff stellte er sich und den Kollegen die Frage: Können wir konservativ behandeln? Müssen wir operieren? Darauf in erster Linie aus medizinischen Gründen und nicht aus Sachzwängen antworten zu dürfen, bleibt sein großes Anliegen. Den Blick zurück auf seine aktive Zeit richtet Jupp Kapellmann häufig fremdbestimmt. Seit seiner Rückkehr nach Deutschland häufen sich die Fragen mit sportlichem Bezug. Wie geht es ihm? Was treibt ihn an? Be­ deutet ihm der Fußball noch etwas? Wie war das damals? Spitzname „Apotheke“ Von Alemannia Aachen hatte es ihn 1970 nach Köln gezogen. Vom Rhein- land ging es drei Jahre später zum FC Bayern München. Der Wechsel war nicht nur wegen der hohen Ablöse­ summe von rund 800.000 D-Mark­ etwas Besonderes. Kapellmann hatte als Bedingung für seinen Wechsel nach München ausgehandelt, dass ihm paral- immer noch gerne und mit großer Begeisterung und Leidenschaft arbeitet. Was er hier seit Anfang 2018 in Bad Sulza erlebt, nennt er eine gute Phase in seinem Leben. Er operiert nicht mehr – er therapiert. Mit den Patienten zu spre- chen, ihnen wieder auf die Beine zu helfen und ohne Zeitdruck jede Reha­ bilitation als ganzheitlichen Vorgang zu betrachten, ist seine Erfüllung. Sein früheres Berufsleben war von deutlich mehr Tempo und Belastung geprägt. Leitender Oberarzt in Düsseldorf, nie- dergelassener Facharzt in Rosenheim: Die langen, anstrengenden Tage mit Hüft- und Kreuzbandoperationen in Serie liegen lange hinter ihm. „Im Ver- gleich zu früher“, beschreibt er seinen jetzigen Job, „fahre ich runter.“ Früher – das war ein Leben am Limit, unter Volldampf in Deutschland. Kapell­ mann war auch deshalb nach Saudi- Arabien gegangen, um endlich anders arbeiten zu können. In Deutschland konnte er seinem Verständnis der Rolle des Arztes nicht mehr gerecht werden. Im Wüstenstaat dagegen konnte er eine ganz neue Abteilung mit einem Team 1 1_Einfühlsamer Orthopäde mitten im Leben: Dr. med. Hans-Josef Kapellmann. 2_Weiter Spaß am Spiel: Ex-National­ spieler Jupp Kapellmann am Tischkicker. 3_Visite in Bad Sulza: Dr. Kapellmann mit leiser Stimme und ruhigem Tonfall. 4_Hohe Fach- und Sozialkompetenz: auch als Experte für Unfallchirurgie gefragt. 2

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