CdN Magazin 35 ePaper
A K T U E L L I M B L I C K P UNK T CDN - MAG A Z I N 35 | 2 01 8 35 „Guten Morgen, meine heißgeliebte Stadt! Die Königin der Welt, auch wenn ich Reisefieber hab’. Ich bin zwar grade nicht bei dir, aber du immer bei mir. Ob du absteigst oder ob du Double sieger wirst. Und von der ersten Fahrt auf dem Dreirad bis zum allerletzten Herzschlag bist du Heimat.“ Gladbacher-Doppelpack in Liga zwei Für Podolski sind das nicht nur ein paar Wörter, die zu netten Sätzen zusam- mengesetzt worden sind. Für den 33-Jährigen ist das die Wahrheit. Bei Jonas Hector ist das Gefühl nicht ganz so ausgeprägt. Aber auch er fühlt sich verpflichtet und will den FC zurück in Deutschlands höchste Spielklasse führen. Nach der WM beginnt für ihn die Mission Wiederaufstieg. Als Kapitän wird ihm dabei eine ganz besondere Verantwortung zukommen. Es gibt weitere Nationalspieler, die mit ihrem Verein in die Zweitklassigkeit gegangen sind. Bei Wolfgang Fahrian war das in der Saison 1963/1964 mit der TSG Ulm der Fall. Ferdinand Keller ist den Weg 1974/1975 mit dem TSV 1860 München gegangen, Paul Freier 2001/2002 mit dem VfL Bochum. Patrick Helmes hat von 2006 bis 2008 für den 1. FC Köln in der 2. Bundesliga gespielt. Mönchengladbach hatte in seinem Zweitligajahr 2007/2008 mit Marko Marin und Oliver Neuville sogar zwei Nationalspieler in seinen Reihen – Die Entscheidung Hectors ist zweifellos bemerkenswert, aber sie ist nicht ein- malig. Man muss gar nicht so tief in die Geschichte des deutschen Fußballs eintauchen, um auf einen anderen ganz prominenten Fall zu stoßen. Mit vielen Parallelen zu Hector. Es geht um einen Nationalspieler, es geht um den 1. FC Köln, es geht um Lukas Podolski. Podolski wurde im Juni 2004 unter Rudi Völler A-Nationalspieler. Er feierte sein Debüt bei einem 0:2 in einem Testspiel gegen Ungarn. Und trotzdem ging er damals mit dem FC in die 2. Bundesliga. Der 33-Jährige, der inzwischen bei Vissel Kobe in Japan unter Vertrag steht, hat nie ein Geheimnis aus seiner Ver- bundenheit zum FC gemacht. Am Dom wird nicht die Frage gestellt, ob Podolski irgendwann nach Hause zurückkehrt. Bei den meisten FC-Fans geht es nur darum, wann dies der Fall sein wird. Und welche Funktion er übernehmen wird. Podolski hat vor zwei Jahren zusam- men mit dem Rapper Mo Torres und der kölschen Band Cat Ballou einen Song aufgenommen. Es ist ein Lied voller Pathos, voller Liebe, voller Emo- tionen. Der Titel könnte passender nicht sein. Er lautet „Liebe deine Stadt“. Es ist eine gefühlvolle und sanfte Bal lade, die das Heimatgefühl wiedergibt. Herzschmerz und Heimweh – alles ist dabei. Um die ganz großen Gefühle zu verstehen, die Podolski mit Köln ver- bindet, reicht ein Blick auf den Text des Liedes. Darin heißt es zum Beispiel: Jonas Hector hatte ein Problem. Viel- leicht war es ein Luxusproblem. Was sollte er machen? Weggehen? Ein an deres Angebot annehmen? Eine neue Herausforderung suchen? Oder doch bleiben? Bei seinem Herzensverein? Bei dem Klub also, bei dem er zumNational spieler aufgestiegen, aber zuletzt ab gestiegen ist aus der Bundesliga. Am Ende hat sich Hector für viele über raschend entschieden: Er hat seinen Vertrag beim 1. FC Köln verlängert. Trotz des Abstiegs. Trotz zahlreicher Anfragen aus dem In- und Ausland. Der 28-Jährige will dabei helfen, die Sache zu korrigieren, die sie in der vergange- nen Saison verbockt haben. Der erneute Absturz in die Zweitklassigkeit soll nur ein einjähriger Betriebsunfall bleiben. Auf Podolskis Spuren „Der 1. FC Köln hat mir den Weg von der Regionalliga bis in die Nationalmann- schaft ermöglicht. Ich bin diesem Klub sehr verbunden und dankbar und fühle mich in Köln sehr wohl“, erklärt Hector seine Beweggründe. „Es wäre problem- los möglich gewesen, nach dieser Saison zu einem anderen Verein zu gehen, aber für mich fühlte sich das nicht richtig an.“ Nach vielen Gesprä- chen mit den FC-Verantwortlichen sei er schließlich zu einer eindeutigen Erkenntnis gekommen: „Ich gehöre zum FC und will mit dem Team und unseren tollen Fans im Rücken in der neuen Saison wieder voll angreifen.“ Abstieg – und Ausverkauf. Nicht selten bedeutet der Klassenverlust für die Vereine auch den Verlust der besten Spieler. Für Nationalspieler bieten sich neue Möglichkeiten. Standard ist, dass sie diese nutzen. Manchmal ist es anders, manchmal bleibt ein Spieler und verschreibt sich der Mission Wiederaufstieg. Treue Seelen – von Wolfgang Fahrian bis Jonas Hector.
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