CdN Magazin 36 ePaper

A K T U E L L I M B L I C K P UNK T CDN - MAG A Z I N 3 6 | 2 01 8 45 „Für ihn war der Auftritt gegen Belgien doch die beste PR, die man sich denken kann“, sagt Adler. Sammer ist es auch, dem Adler seinen Einsatz zu verdanken hat. Der Rotschopf entscheidet in der 90. Minute mit seinem zweiten Treffer die Partie. Erst danach bekommt Jens Adler das Zeichen vom Trainer und darf in der Nachspielzeit mit der Rücken- nummer 16 für den Chemnitzer Jens Schmidt ins Spiel. Und gelangte so als letzter von insgesamt 273 DDR-National­ spielern in die Annalen der deutschen Fußball-Geschichte. Glücklich als Baggerfahrer 13 der 14 sind in der Bundesliga ange- kommen. Jens Adler ist die Ausnahme. Nach der Wiedervereinigung wechselt er vom HFC zu Stahl Brandenburg, spielt dann noch für Hertha BSC in der 2. Bundesliga und schließlich für den VfL Halle 96. Mitte 30 reißt er sich die Achillessehne und fragt sich, wie es bei ihm nun weitergehen soll. Er macht eine kaufmännische Ausbildung und sucht einen Job. Fährt im Tagebau Planierraupe und kickt nebenbei in der Landesliga: „Da wurde ich überall als Nationalspieler angekündigt!“ Irgendwann beginnt er, beim HFC Chemie als Torwarttrainer zu arbeiten. „Ist doch schön, wenn die Jungs da draußen merken, dass man vom Fach ist. Mir macht es Spaß, so lange die Knochen halten“, sagt er. Und er tut einiges dafür, dass die Knochen nicht so schnell streiken. Adler hält sich fit, mit Krafttraining und Radfahren. Mittlerweile ist die Tätigkeit auf dem Platz zum Nebenjob geworden. Seit zwei Jahren ist er bei den Stadtwerken Halle angestellt. Sitzt in der Abfallwirt- schaft mal am Computer an der Waage, mal steuert er einen Lkw, Bagger oder Radlader. Ihm gefällt diese Mischung, er hat Spaß, an allem, was er tut. Jens Adler ist rundum zufrieden, er bereut nichts, trauert auch keinen vertanen Möglich- keiten nach. Er blickt zurück auf eine schöne Karriere, mit schönen Spielen, schönen Erfolgen und vielen schönen Augenblicken. Sein schönster Moment? Da muss er nicht lange überlegen. Na klar, der Abend des 12. September 1990 in Brüssel: „Das waren die geilsten zwei Minuten meiner Karriere – die als DDR- Nationaltorwart!“ 3 5

RkJQdWJsaXNoZXIy ODU0ODk=