CdN Magazin 32 ePaper

9 0 . G E B U R T S TAG H AN S S CH Ä F E R CDN - MAG A Z I N 32 | 2 017 51 Ball. Er hat den Ball verloren diesmal gegen Schäfer, Schäfer, nach innen ge- flankt, Kopfball, abgewehrt, aus dem Hintergrund müsste Rahn schießen, Rahn schießt, Tor! Tor! Tor! Tor!“ Bescheiden war die Feier nach dem Sieg, etwas essen, etwas trinken, dann ins Bett. Triumphal war dafür die Heimkehr. Entlang der Bahnstrecke jubelnde Men- schenmassen, in München der große Empfang. Schließlich stiegen Schäfer und sein Vereinskollege Paul Mebus in den Zug nach Köln, vom Hauptbahnhof wurden beide in Cabrios zum FC-Club- haus kutschiert. Auf dem Weg standen links und rechts Tausende Menschen und jubelten den Weltmeistern zu. Meister mit Overath Schäfer war jetzt noch mehr als vorher eine Berühmtheit in Köln, aber keine, die eine sein wollte. Seine Performance hat unter der Prominenz nicht gelitten. Mit dem FC wurde er als Kapitän 1962 erstmals Deutscher Meister, im Jahr darauf folgte die Auszeichnung als „Fußballer des Jahres“. Unerreicht sind seine 223 Tore in der Oberliga West. Als einer von vier Weltmeistern (neben ihm noch Helmut Rahn, Max Morlock und Heinrich Kwiatkowski) stand er in der ersten Saison der Bundesliga auf dem Platz, an seiner Seite der junge Wolfgang Overath. Gemeinsam feierten sie 1964 die Meisterschaft, der Weltmeister von 1954 und der, der 1974 Weltmeister werden sollte. Mit fast 38 hörte Schäfer auf. Die Nationalmannschaft führte er 1958 als Kapitän zur WM nach Schweden und vier Jahre später nach Chile. Dort en­ dete seine Länderspielkarriere mit dem WM-Viertelfinale gegen Jugoslawien – nach zehn Jahren und 39 Einsätzen für Deutschland ist Schäfer nunmehr Mit- glied des Clubs der Nationalspieler. Bei dem Interview vor dreieinhalb Jah- ren hat er nach einiger Zeit ein Album mit Fotos und Zeitungsartikeln rausge- holt, Erinnerungen an ein Fußballer­ leben, ein Geburtstagsgeschenk. „Eine schöne Zeit war das“, sagte er. Dann klappte er das Buch zu. „Ich lebe in der Gegenwart, nicht in der Vergangenheit.“ Weltmeister ist er ja sowieso für immer. Gereon Tönnihsen „Helden, das sind für mich Leute, die ihr Land verteidigen, oder Feuerwehrleute, die in ein brennendes Haus rennen, um Menschen zu retten“, sagt er. Und doch: Den historischen Effekt, den dieser Sieg von Bern 1954 mit sich brachte, ist längst nicht nur ein sportlicher, das hat auch Schäfer zigfach erlebt. 22 fußball- spielende Männer sorgten für ein neues Selbstwertgefühl in der jungen Republik. Schäfer mag es nicht Wunder nennen – wunderbar war es gewiss. Viermal Schäfer, viermal Tor Er, der Kölner, geboren im Stadtteil Zoll- stock, Sohn eines Pfälzers, gelernter Friseur, seit November 1952 National- spieler, seit April 1953 verheiratet, war für die Position des Linksaußen vorge- sehen im deutschen WM-System, die linke obere Spitze des „W“. „De Knoll“ nannten sie ihn in Köln, den Dickkopf. Schon bei seinem Debüt 1952 gegen die Schweiz gelangen ihm zwei Tore. Auch bei der WM 1954 traf er viermal. Im Finale „bereitete“ er zunächst den Ausgleich durch Helmut Rahn vor, weil er Ungarns Torwart Gyula Grosics bei einer Ecke ein bisschen rempelte. Seine zweite Torbeteiligung ist dank Radio- mann Herbert Zimmermann zur Le­ gende geworden: „Jetzt Deutschland am linken Flügel durch Schäfer, Schäfers Zuspiel zu Morlock wird von den Ungarn abgewehrt, und Bozsik, immer wieder Bozsik, der rechte Läufer der Ungarn am 1_Auf den Schultern der Fans: Hans Schäfer als Weltmeister 1954. 2_ Auf den Schultern der Fans: Hans Schäfer als Deutscher Meister 1962. 3_Mit 90 noch immer hellwach: Hans Schäfer, Weltmeister für immer. 3 2

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