CdN Magazin 33 ePaper

23 VOR 2 5 JA H R E N CDN - MAG A Z I N 3 3 | 2 017 Seine Ausstrahlung. Wir wussten alle, welch großer Spieler er in Österreich und vor allem welch überragender Er- folgstrainer er in Holland und Belgien gewesen war. Zudem brauchte er nicht viele Worte, um uns klar zu machen, was er wollte. Das hatte immer Hand und Fuß. Hinzu kam seine Bereitschaft, immer wieder neue Ideen zu entwickeln, neue Wege zu gehen. Wie würden Sie im Detail die besonde­ ren Merkmale am „System Happel“ be­ schreiben, mit dem er den Bundesliga- Fußball beeinflusst und bereichert hat? Er hat die Raumdeckung salonfähig ge- macht, das zu jenem Zeitpunkt noch völlig unbekannte Angriffspressing ein- geführt und die Abseitsfalle perfektio- niert. Dabei hat er mir das heute moder- ne Torwartspiel aufgezwungen. Mit mir als letzte Absicherung quasi als Libero beim Forechecking hinter der Viererkette. Am 14. November 1992 starb Ernst Happel. Woran denken Sie spontan, wenn Sie 25 Jahre danach auf Ihren langjährigen Trainer beim HSV ange- sprochen werden? Dass der innovativste Trainer der Bundes­ liga-Geschichte viel zu früh von uns ge- gangen ist. Mit 66 Jahren! Ein kleiner Trost ist dabei, dass sein Wunsch, auf der Trainerbank zu sterben, fast in Er­ füllung gegangen ist. Drei Wochen vor seinem Tod saß er ja noch als Öster- reichs Bundestrainer bei einem Länder- spiel am Spielfeldrand. Vor 30 Jahren verabschiedete sich Happel mit dem DFB-Pokaltriumph vom HSV und aus der Bundesliga. Welche Spuren hat er noch heute in Hamburg und im deutschen Fußball hinterlassen? Ernst Happel, das war auf seine Art einer wie keiner. Seine taktische Kreativität ist bis heute wegweisend. Unter ihm haben wir beim HSV in den 80er-Jahren den modernen Fußball gespielt, der heute in der Bundesliga maßgebend ist. Speziell beim HSV wurde er dazu freilich gerade- zu gezwungen. Gezwungen? Ja, weil Franz Beckenbauer Anfang der 80er aus den USA zurückkam. Ernst hat auf Anhieb erkannt, dass Franz nicht mehr schnell genug war für den Job des Liberos. Da er auf dessen große fußbal- lerischen und strategischen Qualitäten aber nicht verzichten wollte, hat er für ihn den heutzutage klassischen Sechser entwickelt, im defensiven Mittelfeld vor der Abwehr. Drum herum hat er ein ganz neues Spielsystem entworfen. In Ihrer Zeit als HSV-Profi zwischen 1980 und 1987 haben Sie alle Titel, die Happel dort erreichte, miterlebt. Was war sein Erfolgsgeheimnis? Als Ernst Happel 1981 zum Hamburger SV kam, wurde Uli Stein als Torwart mit ihm auf Anhieb Deutscher Meister. Unter Happel feierte er 1983 als Europapokalsieger seinen und Hamburgs größten Erfolg. Und als der charismatische Österreicher 1987 mit dem DFB-Pokalsieg den HSV verließ, war Stein dort immer noch die Nr. 1. 30 Jahre danach spricht Uli Stein im Interview mit dem CdN-Magazin über einen außergewöhnlichen Menschen und über die Bedeutung Ernst Happels für den Fußball in Deutschland. Auch heute noch ein Fan von Ernst Happel: Uli Stein, der beim HSV damals zum Nationalspieler aufstieg.

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