CdN Magazin 33 ePaper

I N MEMOR I AM CDN - MAG A Z I N 3 3 | 2 017 55 seine Knie erhebliche Probleme, doch bis ins hohe Alter war der gebürtige Kölner hellwach und geistig ungemein rege. „Für mich ist sein Tod ein sehr trauriger Tag, denn Hans war ein sehr guter Kamerad von mir“, sagte Horst Eckel. „Als ich an seinem 90. Geburts- tag mit ihm telefoniert habe, hatte ich das Gefühl, dass es ihm gut geht. Nun bin ich der letzte der Mannschaft von 1954, ich fühle mich jetzt auch alleine.“ Als „Held“ hat sich Hans Schäfer, der seine Frau Isis und zwei Töchter hin- terlässt, nie gesehen. Und als ein „Wunder“ wollte er jenes legendäre 3:2 vom 4. Juli 1954 schon gar nicht bezeichnet wissen. Eine Beschei­ denheit, die ihn zum Vorbild für Millionen werden ließ. wt 3 2 DE R LOCK E R E UNT E R DEN „ E I S E RNEN “ CdN-Treffen in Leipzig, wie es dazu kam und was dies für seine Karriere und sein Leben bedeutete: „Am Ende der Saison-Abschlussfeier 1970 saßen unser Trainer, ein Mitspieler und ich in einer Kneipe und schauten uns das WM-Halbfinale Deutschland gegen Italien in Mexiko an. Später wurde uns vorgeworfen, wir hätten das Deutsch- landlied gesungen, was nicht stimmte. Der Trainer wurde lebenslang und ich sechs Jahre gesperrt. Meine Karriere und für längere Zeit auch mein Leben waren damit zerstört. Meine Wohnung in Berlin wurde mir weggenommen. Mein Auto musste ich verkaufen, um überhaupt erst mal über den Winter zu kommen.“ Die Fans an der Alten Försterei behiel- ten den Mann furchtloser, offener und bisweilen unbequemer Worte weiterhin in ihren Herzen. 2003 wurde Jimmy Hoge Ehrenmitglied bei Union. Lachend wünschte er sich an seinem 75. Ge- burtstag: „Wenn mir jemand verspre- chen würde, dass Union innerhalb der nächsten fünf Jahre in die Bundesliga aufsteigen würde, würde ich noch fünf Jahre an die 75 dranhängen.“ Am 6. November ist einer der Größten Unions, der Lockere unter den „Eiser- nen“, im Alter von 77 Jahren an Krebs gestorben. wt Er war ein ganz besonderer Fußballer. Und er war ein ganz besonderer Mensch. Schnell, dribbelstark und ballsicher war Günter Hoge, den alle nur „Jimmy“ nannten, ein unberechenbarer und un- orthodoxer Rechtsaußen. Mit 20 Jahren gab er bereits sein Debüt in der Natio- nalmannschaft, nachdem er zunächst 1960 (und dann später noch einmal 1962) mit ASK Vorwärts Berlin DDR- Meister geworden war. Doch Vorwärts, der Armeeklub, „war nicht mein Ding“. So kam er über Umwege Mitte der 60er- Jahre zum 1. FC Union Berlin, mit dem er 1966 in die Oberliga aufstieg und dort zum Publikumsliebling wurde. Mit den „Eisernen“ feierte er 1968 seinen größten sportlichen Erfolg, als Union im Pokalfinale das favorisierte Team von Carl Zeiss Jena mit 2:1 bezwang. Dies ist bis heute auch der größte Triumph der Klub-Geschichte. Trotz seines großen Talents als Außenstürmer kam Jimmy Hoge nur auf sechs Länderspiele, was vor allem an seiner eigenwilligen und unberechenbaren Art als Mensch lag. „Ich war nie angepasst“, schätzte er sich selbst ein. Vor allem was seine Ein­ stellung zum Staat und sein kritischer Umgang mit den Funktionären im Verband betraf. 1970 wurde Hoge mit 29 Jahren für sechs Jahre gesperrt. Im Oktober 2015 erzählte der lebens- frohe und lockere Berliner bei einem 1_Herzliches Wiedersehen: Hans Schäfer und Jenő Buzánszky im Oktober 2013. 2_ Der 1. FC Köln ist Deutscher Meister 1962: Kapitän Hans Schäfer mit Trophäe. 3_Heimat seines größten sportlichen Erfolgs: Günter „Jimmy“ Hoge vor dem Union-Vereinsheim.

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