CdN Magazin 34 ePaper

2010: Hotel Weinegg, Girlan Die Bild-Zeitung hatte im Dezember 2009 zwar vermeldet, es gehe wieder ins Hotel Seeleiten („Da kann eigent­ lich nichts mehr schief gehen“), aber die Wahl fiel dann auf das 7,1 Kilometer nördlich an der Weinstraße gelegene Hotel Weinegg in Girlan. Das Fünf-Sterne-Hotel führte auch ein Herr Moser; Bruno, der Bruder des vom Pokal gezeichneten Franz. Die Mountain- Bikes, die die Nationalspieler auf dem Weg zum am Waldrand gelegenen Trai­ ningsplatz fuhren, stammten dank brü­ derlicher Hilfe gar aus dem Seeleiten. Der in der Nachbarschaft wohnende König der Bergsteiger, Reinhold Messner, kam vorbei und hielt auf dem Trai­ ningsplatz einen Motivationsvortrag zum Thema Überwinden von Wider­ ständen. Es gehe darum, „Energie zum Fliegen zu bringen. Eine WM wird in der Psyche gewonnen, nicht in den Beinen“, sagte er den andächtig lauschenden Spielern. Trotzdem wurde es nichts mit dem WM-Titel in Südafrika, denn nie hatte eine Nationalmannschaft im Vor­ feld einer WM mehr Verletzungspech gehabt. Michael Ballack und René Adler, Kapitän und Torwart Nummer 1, erwisch­ te es noch vor der Abreise im Spielbe­ trieb. Ebenso Simon Rolfes. Im Rahmen des Trainingslagers kamen Christian Träsch und Heiko Westermann hinzu. Und Thomas Müller stürzte beim Fahrrad­ fahren in den Weinbergen und zog sich Schürfwunden an Kinn und Knien zu. Hoch oben in den Alpen entstand in jenen Mai-Tagen eine Trotzreaktion im deutschen Lager, die die über­ zeugenden Leistungen später auch erklärt. „Wir werden deshalb noch enger zusammenrücken. Ich glaube, dass wir eine eingeschworene Ge­ meinschaft sind“, prophezeite Vertei­ diger Arne Friedrich. Das bewiesen sie mit teils grandiosem Fußball, der mit Platz drei fast noch zu gering belohnt wurde. In kürzester Zeit eine neue Hierarchie bilden und ein Team fin- den – das war das Ergebnis der Tage im idyllischen Weinbaugebiet.

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