CdN Magazin 34 ePaper

B L I C K P UNK T WM CDN - MAG A Z I N 3 4 | 2 01 8 22 GOL DENE S S ÜDT I ROL Was garantiert Deutschland bei der WM das Halbfinale? Zum einen, dass der Bundestrainer Joachim Löw heißt. Dann ist das schon mal sicher – wie 2010 und im glorreichen Jahr 2014 (und 2006, als er Jürgen Klinsmann assistierte). Und zum anderen eine Vorbereitung in Südtirol! Wie 1990, 2010 und 2014 – daraus entsprangen zwei Titel und ein großartiges Turnier, das mit Platz 3 belohnt wurde. 2018 geht es wieder nach Südtirol – rein rechnerisch ist der Titel damit bereits zu 66 Prozent sicher. Das CdN-Magazin gibt einen Überblick über die Trainingslager in Südtirol. 1990: Hotel Seeleiten, Kaltern Alle sind eingeweiht, nur der Hase weiß von nichts. Kaltern in Südtirol, Vorbe­ reitung, die letzte Station vor der Reise ins WM-Quartier: Bundestorwarttrainer Sepp Maier, ehrenamtlich als Bundes­ spaßvogel im Dauereinsatz, hat wieder mal was ausgeheckt und alle machen mit. Hauptsache, der Sepp hat einen nicht selbst im Visier, denken sich die deutschen Nationalspieler, die sich in jenen Tagen anschicken, zum dritten Mal Weltmeister zu werden. Und dies­ mal trifft es den allseits beliebten Adi Katzenmeier, DFB-Physiotherapeut und ehrenamtlicher Seelenmasseur. Der Schlachtplan an diesem 7. Juni lautet wie folgt: wir tauschen Adis Kof­ fer aus, setzen in den falschen Koffer einen echten Hasen und simulieren eine schwere Verletzung im Training. Wenn der Adi dann besorgt herangeeilt kommt, springt ihm nicht das Kühl­ spray entgegen, sondern der Hase. Den Schurken in dieser Komödie gibt Andy Brehme, der plötzlich wie vom Blitz getroffen zusammensackt. Er krümmt sich und jammert erbärmlich – bis Katzenmeier schließlich eintrifft und den Koffer hastig öffnet. Doch der Hauptdarsteller verpatzt sei­ nen Einsatz. Niemand hatte dem Hasen gesagt, dass er gefälligst effektvoll aus dem Koffer springen soll. Und so blieb er, der Bedeutung des Augenblicks gänzlich unangemessen, seelenruhig sitzen. Trotzdem versichert Thomas Berthold noch Jahrzehnte später: „Alle gröhlten und lachten sich halbtot.“ Einen Tag später brach der Tross gen Süden auf. Mit dem Gefühl, gut vor­ bereitet zu sein und Freunde zu hinter­ lassen. In der Vitrine des Hotels hängt noch heute ein Foto des Hoteliers mit dem WM-Pokal, denn Hoteldirektor Franz Moser durfte mit auf die Sieger­ party in Rom. Dass Littbarski ihm den Pokal überraschend zuwarf und ihn am Bein traf – geschenkt. Die Narbe trägt er mit Stolz. Wer hat schon ein Andenken vom WM-Pokal am Leib?

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