CdN Magazin 34 ePaper

S E R I E : ME I N E R S T E S L ÄND E R S P I E L CDN - MAG A Z I N 3 4 | 2 01 8 39 würde, dass Sie in Chile Deutschlands Nummer eins sein würden? Das hat man schon gemerkt. Trainer Sepp Herberger hat mich in der Vorbe­ reitung auf Chile immer mal zur Seite genommen und mich ermuntert. Das Torwarttraining hat aber Helmut Schön gemacht (der Herberger letztlich den Rat gab, Fahrian statt Tilkowski aufzu­ stellen, die Red.). Und dann kam der 31. Mai. Auftakt gegen Chile und Ihr 21. Geburtstag. Herberger schenkt Ihnen Ihr erstes WM-Spiel … Das war ein schönes Geburtstagsge­ schenk, aber glauben Sie mir: es ging streng nach Leistung. Hans Tilkowski sah das naturgemäß etwas anders. Wie war das Verhältnis zwischen Ihnen und Tilkowski? So weit okay. Ich weiß es auch nicht mehr so genau, natürlich war er ent­ täuscht. Ich hatte aber viel Unterstüt­ zung von anderen Spielern im Kader erhalten, was mich sehr gefreut hat. Mit Ihren Leistungen in Chile haben Sie Herberger und Schön bestätigt. In den drei Vorrunden-Spielen mussten Sie lediglich einmal hinter sich greifen. Was überwiegt bei Ihnen im Rückblick: die Freude über Ihre starken Auftritte oder die Enttäuschung über das Aus im Viertelfinale nach dem 0:1 gegen Jugoslawien? Welche Erinnerungen nehmen Sie mit? Nur schöne. Ich war gerade 21 und durfte zum ersten Mal fliegen – und dann auch noch auf einen anderen Kon­ tinent. Ein Länderspiel ist schon schön, aber dann auch noch bei einer WM – einfach großartig. Ich hab meine zehn Länderspiele gemacht und war bei einer WM dabei, das kann mir keiner mehr nehmen. Interview: Udo Muras waren und zum anderen, weil Sie bei der zweitklassigen TSG Ulm 46 spiel- ten. Wie konnte so was möglich sein? Es stimmt, bis zur A-Jugend war ich Ver­ teidiger, spielte in der süddeutschen Jugendauswahl. Da bin ich dem Helmut Schön (damals Co-Trainer von Sepp Herberger) aufgefallen, als Verteidiger wohl gemerkt! Aber im Training stand ich immer mal im Tor und unser Trainer Fred Hoffmann – ich fand ihn sensa­ tionell – erkannte mein Talent. Dann hatten wir einen Ausfall im Tor und ich durfte rein. Na ja, und in Ulm haben wir auch ganz gut gespielt damals, da fällt man schon mal auf. Aber trotzdem, keine zwei Jahre Tor- wart-Erfahrung und schon National- spieler? Gab es keine besseren Tor­ hüter anno 1962? Meine Konkurrenten waren Hans Til­ kowski und Günter Sawitzki, die waren ein Stück älter als ich. Aber mein Vorteil war gerade die Erfahrung als Feldspie­ ler. Man weiß, wie die Stürmer ticken und harmoniert besser mit den Vertei­ digern, wenn man selbst einer war. Und dann kam plötzlich eine Einladung vom DFB. Waren Sie überrascht? Ich hatte ja vorher schon ein Junioren- Länderspiel gemacht (im Oktober 1961 gegen Polen; die Red.) und ich habe gemerkt: Da kann ich ja mithalten. Und genauso dann im Lehrgang bei der A-Mannschaft vor meinemDebüt. Außer­ dem kam ja schon mal ein WM-Torwart aus Ulm – der Toni Turek. Mit dem habe ich mich sogar vorher getroffen und er hat mir ein paar Tipps gegeben. Die fruchteten wohl wirklich, wie man schon gegen Uruguay sah. Ein italieni- scher Reporter schrieb: „Dieser Mann erinnert in seinem Stil an die besten südeuropäischen Torhüter.“ Es war das letzte Testspiel vor der WM. Seit wann wussten Sie, dass es Ihre WM werden

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