CdN Magazin 36 ePaper

I N MEMOR I AM CDN - MAG A Z I N 3 6 | 2 01 8 51 Zum Handwerkszeug des Außen­ stürmers gehörten Schnelligkeit, Dribbelstärke und temperamentvolles Durchsetzungsvermögen. Der Torab- schluss war eher eine Sekundärtugend des gebürtigen Ostpreußen. Dennoch ist K L AU S G E RW I E N als Vollstrecker im Angriff ein Mann für die Geschichts­ bücher. Beim DFB als Nationalspieler, als er imvierten seiner sechs Länderspiele in Rio de Janeiro mit einem spektaku­ lären Fallrückzieher zum 2:2-Endstand gegen Brasilien eines der bis dahin schönsten Tore der DFB-Auswahl er­ zielte. Bei Eintracht Braunschweig, als er am 1. Spieltag der gerade gegründeten Bundesliga am 24. August 1963 in München gegen den TSV 1860 beim 1:1 das erste Tor der Niedersachsen in der neuen Fußball-Eliteklasse erzielte. Dass die Braunschweiger sich 1963 überhaupt für die neue Bundesliga qualifizieren konnten, auch dies hatten sie nicht zuletzt Klaus Gerwien zu verdanken. Wir trauern um Gert Schellenberg (68) und Klaus Gerwien (78), die am 20. August in Zwickau beziehungsweise am 3. September in Braunschweig verstorben sind. Zwickauer war er von Geburt. Zwickau- er war er aus Überzeugung. Dem FSV Zwickau bzw. dessen DDR-Vorgänger- verein BSV Motor/Sachsenring Zwickau gehörte sein Herz. Da der Zwickauer Klub aber nicht zu den sogenannten Am letzten Spieltag der damals erst- klassigen Oberliga Nord ermöglichte sein Treffer den 2:1-Sieg über den VfB Lübeck. Damit wurde Braunschweig neben dem Hamburger SV und Werder Bremen zu einem der drei Bundesliga- Gründungsmitglieder aus dem Norden. Dem Sturm und Drang des Vorbereiters wichtiger Tore war zudem die größte Überraschung des ersten Bundesliga- Jahrzehnts zuzuschreiben, als die Eintracht 1967 Deutscher Meister wurde. Bis zum Abstieg der Braunschweiger hatte Klaus Gerwien in 237 Bundesliga- Spielen 31 Tore geschossen. Sein erstes Länderspiel bestritt er am 28. Dezember 1963 beim 4:1-Sieg in Casablanca gegen Marokko. Fast auf den Tag genau fünf Jahre später, am 22.12.1968, endete seine Laufbahn im Nationalteam beim 0:0 in Mexiko. Im vergangenen Jahr konnte Gerwien an den Feierlichkeiten zum 50. Jubiläum Schwerpunktvereinen des DDR-Fuß- balls gehörte, aus denen die National- spieler seinerzeit fast ausschließlich nominiert wurden, wechselte G E R T SCHELLENBERG 1974 eher gezwun­ genermaßen zum FC Karl-Marx-Stadt. Und schien damit einen Volltreffer gelandet zu haben: Sofort wurde der ungemein schnelle Stürmer (100-Meter- Bestzeit 11,1 Sekunden) in den Kader für die WM-Endrunde 1974 berufen. Der große Traum von der WM-Teil­ nahme endete aber ebenso schnell in großer Enttäuschung: Schellenberg gehörte zu den zwei Spielern, die aus dem endgültigen WM-Aufgebot der DDR gestrichen wurden. Gleich nach der WM in der Bundes­ republik bestritt „Schelle“ innerhalb von *** der deutschen Meisterschaft, obwohl schon schwer erkrankt, noch teilnehmen. Am 3. September ist der gelernte Betriebselektriker und spätere Versiche- rungskaufmann acht Tage vor seinem 78. Geburtstag seiner langen Krankheit erlegen. wt Gert Schellenberg Klaus Gerwien wenigen Wochen drei Länderspiele, konnte sich aber gegen die starke Stürmer-Konkurrenz (Streich, Spar­ wasser, Vogel und Hoffmann) nicht durchsetzen. So ging er 1976 nach Zwickau zurück, wo er 1982 seine Oberliga-Laufbahn nach 320 Punkt- spielen – davon 294 für Zwickau – beendete. Nur DDR-Torwartlegende Jürgen Croy (72) hat mehr Oberliga- Einsätze für die Sachsen bestritten. Wegen seiner großen Verdienste, nach der Wende auch im Präsidium des Klubs, ernannte der FSV den Makler einer Finanzagentur zum Ehrenmitglied. Am 20. August ist Gert Schellenberg nach schwerer Krank­ heit mit nur 68 Jahren – in Zwickau – gestorben. wt

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