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CDN-MAGAZIN 26/2016

Wir trauern um Hannes Löhr (73) und Günter Schröter (88), die am

29. Februar in Köln und am 10. Februar in Berlin verstorben sind.

21 Jahre war er alt, als er 1964 zu

dem Verein kam, der ihn sein Leben

lang nicht mehr losließ. Deutscher

Meister war der 1. FC Köln damals

am Ende der ersten Bundesliga-

Saison geworden. Doch Hannes

Löhr hatte keine Probleme, direk-

ten Zugang in das Team der Stars

und Platzhirsche um Overath,

Thielen, Weber, Wilden, Sturm und

Hans Schäfer, den „Helden von

Bern“, zu bekommen und hohe An-

erkennung zu finden. Der schnelle

Stürmer mit dem unwidersteh­

lichen Tordrang avancierte in den

folgenden Jahren zu den größten

Namen der Kölner Fußballhistorie.

Mit 166 Toren in 381 Spielen, womit

er bis heute Bundesliga-Rekordtor-

jäger des FC ist, mit dem Gewinn

des Doubles 1978 und zwei wei­

teren DFB-Pokaltriumphen 1968

und 1977, als Torschützenkönig der

Bundesliga 1968 mit 27 Treffern

und mit 20 Länderspielen sowie

dem 3. Platz bei seiner WM-Teil-

nahme 1970 in Mexiko. Vor allem

aber auch mit seinem sympathi-

schen Wesen und seinem unkom-

plizierten Auftreten frei von jeg­

lichen Allüren erfreute sich „de

Nas“, wie der gebürtige Eitorfer

wegen seines großen Riechorgans

liebevoll genannt wurde, großer

Beliebtheit. Als Co-Trainer, Mana-

ger und als Cheftrainer stellte er

sich seinem Verein bis 1986 zur

Verfügung, ehe er zum DFB wech-

selte, dort die Olympiamannschaft

1988 in Seoul zum Gewinn der

Bronzemedaille führte und von

1990 bis 2002 die U21 als Chef-

coach betreute. Privat hatte er eini-

ge Tiefschläge zu überwinden. Eine

Tuberkulose, eine Lebererkran-

kung, eine schwere Blutvergiftung

und ein Schlaganfall im ver­

gangenen Jahr machten ihm zu

schaffen sowie vor allem der Tod

seiner Frau Annemarie 2010. Nach

gesundheitlichen Fortschritten

hoffte das Kölner Fußball-Idol, das

bis vor kurzem kaum ein Heimspiel

seines FC verpasst hatte, wieder

den Golfschläger schwingen zu

können. Daher völlig überraschend

ist Hannes Löhr jetzt am 29. Fe­

bruar in seiner Wohnung im Stadt-

teil Junkersdorf gestorben. „Mich

macht die Nachricht von seinem

plötzlichen Tod sehr traurig. Nicht

nur in Köln war er eine Fußball-Institution, auch beim DFB hat er

Spuren hinterlassen“, sagte Bun-

destrainer Joachim Löw.

wt

***

Auf dem Spielfeld war er mit seinen

1,68 m Körpergröße zumeist der

Kleinste, am Ball aber war Günter

Schröter, den alle nur „Moppel“

nannten, einer der Größten in der

Geschichte des DDR-Fußballs. 39

Länderspiele bestritt er zwischen

1952 und 1962. Dass er dabei

zudem 13 Treffer erzielte, war er-

staunlich, weil Schröter mit seiner

perfekten Ballbehandlung und sei-

nen traumhaften Pässen eigentlich

der Mann zwischen Mittelfeld und

Angriff war. Berühmt durch impo-

nierende Dribblings bewies sich

der Halbstürmer mit seiner Treff­

sicherheit auch bei seinen Klubs in

Dresden und später bei Dynamo

Berlin als kompletter Offensiv­

spieler – und zwar so eindrucks-

voll, dass er 1989 in die „Super-Elf“

aus 40 Jahren DDR-Oberliga ge-

wählt wurde. Mit den Dresdnern

wurde er 1952 erstmals Pokalsie-

ger und ein Jahr später Meister.

1958 war er beim 5:6 gegen Nor­

wegen in Oslo der erste DDR-Natio-

nalspieler, dem drei Tore in einem

Länderspiel gelangen. Eine Leis-

tung, die er 1961 beim 4:1-Sieg

gegen Dänemark wiederholte. Als

der Torjäger und Spielmacher 1963

seine Spielerkarriere beendete,

war er auf 140 Tore in 321 Erstliga-

spielen gekommen. Vom Ball

konnte der spätere Co-Trainer beim

SC Dynamo aber bis ins hohe Alter

nicht lassen. Erst mit 70 setzte

er sich bei den Alten Herren der

VSG Altglienicke zur Ruhe. Als

„Moppel“ Schröter jetzt mit 88 Jah-

ren in Berlin verstarb, waren seine

tollen Tricks und Tore noch immer

in bester Erinnerung.

wt

HANNES LÖHR

GÜNTER SCHRÖTER