CdN Magazin 32 ePaper

10 U 2 1 I S T E U RO PAME I S T E R CDN - MAG A Z I N 32 | 2 017 KUN T Z - GE S CH I CHT E Seit 1979 existiert die U21-Nationalmannschaft des DFB. Zweimal wurde das Team Europameister, einmal gewann die Mannschaft die Silbermedaille bei Olympischen Spielen. Ihre verschiedenen Trainer haben eine Gemeinsamkeit: Mit einer Ausnahme sind sie als ehemalige Nationalspieler Mitglied im CdN. Das gilt auch für den aktuellen Coach: Stefan Kuntz. 1996 gegen England. Als fünfter Schütze war er an der Reihe, ein Fehlschuss – und alles wäre vorbei gewesen. Kuntz hat einen Weg gefunden, mit demDruck umzugehen. Er dachte an seine Kinder, daran, wie viel Spott diese in der Schule erdulden müssten, sollte er mit seinem Versuch scheitern. In den wenigen Metern vom Mittekreis zum Strafraum brach sich eine ungeheure Wut Bahn, das Gefühl wurde so stark, dass es alles andere überlagerte. Auch die Nervosität. Die Folge: Kuntz verwandelte, eiskalt, Deutschland gewann das Elfmeter- schießen – und später den Titel. Krönung in Krakau In der Nacht von Krakau verarbeitet Kuntz viele neue Geschichten, kleine und große. Der Trainer denkt an die vergangenen Wochen, denkt an die Alle gehen Feiern in dieser Nacht in Krakau, nur einer nicht. Die Spieler zieht es in die Klubs der Stadt, Adrenalin und Endorphine nach dem Triumph gegen Spanien im Finale der U21-EM wollen ihr Recht, die Nacht wird lang und laut. Ihr Trainer feiert auch, aber anders, still, für sich. Irgendwann in dieser Nacht von Krakau setzt sich Stefan Kuntz (54) ab, nicht weit, aber weit genug für Augen- blicke der Ruhe. Kuntz schnappt sich eine Flasche Rotwein und eine Zigarre, wenige Schritte führen ihn vor das Hotel. Der Trainer will alleine sein, und doch möglichst viel mitbekommen. Stefan Kuntz ist gut darin, Geschichten zu sammeln, seine Erinnerungen sind de- tailliert. Kuntz weiß heute zum Beispiel noch genau, was er gefühlt und gedacht hat, damals im Wembley-Stadion, im Elfmeterschießen im Halbfinale der EM Arbeit der vielen meist unsichtbaren Helfer in seinem Stab. Er denkt an Michael Schmidt, den Zeugwart, an Winfried Otto vom Fahrdienst. Und er lächelt. Vor dem Finale in Krakau hatte er in seiner Ansprache diese beiden zum Thema gemacht. „Ich weiß genau, dass jeder Einzelne von Euch heute Abend glücklich ist, wenn Schmidti und Wini Europameister werden“, hatte er gesagt. Ganz still war es danach in der deut- schen Kabine geworden, andächtig. Nach dieser Reaktion ahnte Kuntz, was kommen würde: Deutschland schlug Spanien mit 1:0 und holte den Titel. Kurz nach den Olympischen Spielen in Rio war Kuntz als neuer Trainer der U21 vorgestellt worden. Als achter in der Geschichte. Für seine Vorgänger hatte dieser Posten ganz unterschiedliche Bedeutung. Mal war er Sprungbrett, mal Sackgasse, mal kam zusammen, was zusammen gehörte. Ein Fakt eint sämt­ liche Trainer der U21: als ehemalige Nationalspieler sind oder waren sie Mit- glied im CdN. Rainer Adrion, von 2009 bis 2013 U 21-Coach, ist die Regel bestätigende Ausnahme, alle anderen haben Länderspiele in ihrer Vita. In Summe 340, im Schnitt 42,5. Berti Vogts macht den Anfang Berti Vogts war 1979 der erste U21- Nationaltrainer der DFB-Geschichte. Für ihn folgte 1990 auf das U das A, mit dem EM-Titel 1996 als Höhe- punkt seiner Zeit als Bundestrainer. D I E TRA INER DER U 21 1. Berti Vogts, 1979 bis 1990, 96 Länderspiele (als Spieler) 2. Hannes Löhr, 1990 bis 2002, 20 Länderspiele 3. Jürgen Kohler, 2002 bis 2003, 105 Länderspiele 4. Uli Stielike, 2003 bis 2004, 42 Länderspiele 5. Dieter Eilts, 2004 bis 2008, 31 Länderspiele 6. Horst Hrubesch, 2008 bis 2009, 21 Länderspiele 7. Rainer Adrion, 2009 bis 2013 8. Horst Hrubesch, 2013 bis 2016 9. Stefan Kuntz, seit 2016, 25 Länderspiele

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