CdN Magazin 33 ePaper

A K T U E L L I M B L I C K P UNK T CDN - MAG A Z I N 3 3 | 2 017 19 blieb für 460 Mark im Monat in der Oberliga Nord. Seeler scheute den wei- ten Weg, der weitere Weg ist bekannt. Seeler blieb in Hamburg und ist seit zehn Jahren verdienstvoller Vorsitzender des Clubs der Nationalspieler. Horst Szymaniak war der Erste Doch die Entwicklung war nicht zu bremsen. Die deutschen Urlauber wälz- ten sich in Kolonnen über den Brenner, aus den Autoradios erklang Rudi Schuricke („Wenn bei Capri die rote Sonne ins Meer versinkt“), und auch immer mehr Nationalspieler ließen sich die Bäuche bräunen: Horst Szymaniak in Catania war der erste Legionär im Nationalteam. Helmut Haller in Bologna und später bei Juve und Karl-Heinz Schnellinger von AC Mailand waren Hauptdarsteller im Wembley-Finale 1966, wo Albert Brülls aus Brescia zudem auf der Reservebank saß. Sepp Herberger fuhr 1954 noch ohne Legionär zur WM, keiner der späteren Wunderspieler verdingte sich außerhalb der Landesgrenzen. Dabei gab es durch- aus Versuchungen. Der damalige Radio- journalist und Buchautor Gerd Krämer („Im Dress der elf Besten“) hielt fest, wie beim Bankett nach dem ersten Nach- kriegsländerspiel 1950 gegen die Schweiz in Stuttgart Abgesandte eines französischen Profiklubs den Lauterer Torjäger Ottmar Walter ins Neben­ zimmer lockten. Krämer: „Sie boten einen Zweijahresvertrag – und legten ihm 100.000 Schweizer Franken in Scheinen auf den Tisch.“ Walter bat um Bedenkzeit – und sagte schließlich ab. Sepp Herberger riet nämlich seinen Spielern: Bleib im Land und nähre dich redlich. Und er fand Gehör. 1961 bot Inter Mailand für Uwe Seeler atemberau­ bende 500.000 Mark im Jahr. Uns Uwe aber widerstand der Verlockung und Can und Antonio Rüdiger, in Frankreich Julian Draxler und Kevin Trapp, in Spa­ nien Marc-André ter Stegen und Toni Kroos, in Italien Sami Khedira und, falls er rechtzeitig fit wird, Benedikt Höwedes. Sowie Amin Younes in den Niederlanden bei Ajax Amsterdam. Kein Legionär in Bern Das ist Rekord. Im WM-Aufgebot 2014 waren die Legionäre noch zu siebt (Mertesacker, Mustafi, Khedira, Özil, Podolski, Schürrle und Klose). Dem Bundestrainer gefällt die rasante Entwick- lung. „Das Ausland“, weiß Joachim Löw, „bringt die Spieler in ihrer Persönlichkeit weiter. Das hilft auch auf dem Platz.“ Früher wäre das nicht anders gewesen. Und dennoch hat es eine Weile gedau- ert, bis die Bundestrainer den besten Balltretern nicht mehr vom Weg von Deutschland ins Ausland abrieten. 2 3 4 1_Lothar Matthäus und Andy Brehme kamen 1988 zu Inter, ein Jahr später folgte Jürgen Klinsmann. 2_Nach dem Jahrhundertspiel: Gianni Rivera tröstet Karl-Heinz Schnellinger. 3_Albert Brülls hat 25 Länderspiele absolviert. Dabei sind ihm neun Tore gelungen. 4_Horst Szymaniak wechselte 1961 nach Italien, er war der erste Nationalspieler „aus dem Ausland“.

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