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SERIE SCHLÜSSELSPIELER ( TEIL 6)
INNENSTÜRMER
Die Mittelstürmer waren auch im DDR-Fußball die „Helden“. Auf den Bolzplätzen legten sich
die jüngsten Kicker ihren Namen zu, wurden die Goalgetter zu Vorbildern. Denn: In der DDR
gab es von Anbeginn in den 50er-Jahren bis zum Ende mit der Wende erstklassige Innenstürmer.
Von Tröger über Ducke, Frenzel, Fräßdorf, Sparwasser zu Kirsten und Matthias Sammer
Der Mittelstürmer. Wohl auf keiner
anderen Schlüsselposition im DDR-
Fußball waren so viele hochkarätige
Akteure von Weltklasse und inter­
nationaler Klasse anzutreffen wie in
diesem Zentralbereich des Angriffs.
Oft sogar in solcher Überzahl, dass
sich manch einer, der als Mittelstür-
mer auf einen Stammplatz in der
Auswahl hoffte, notgedrungen auf
eine andere Position im Sturm aus-
weichen musste, wenn er zu Län­
derspieleinsätzen kommen wollte.
Durch die üppigen Siegprämien bei
Länderspielen und durch das zusätz-
liche monatliche Salär für die Auswahl-
kicker wurde „der Schmerz“ als Not-
lösung allerdings mehr als gelindert.
Der gebürtige Zwickauer Willy Tröger,
der in den 50er-Jahren beim damali-
gen Meister und Pokalsieger Wismut
Aue zum Aushängeschild wurde, hat
die Geschichte immer wieder erzählt,
bis man sie ihm glaubte. Er sei da-
mals 1955 in Bukarest nach einen
Konter allein auf das rumänische Tor
zugelaufen, „Dann habe ich mit dem
Ball am Fuß für einen Moment auf
die Stadionuhr geguckt und gewartet,
dass der Zeiger auf die 45. Minute
springt. Erst in diesem Augenblick
habe ich ihn reingemacht.“ Tatsache
ist auf jeden Fall, dass der Erzgebirgler
für den ersten Länderspielsieg der
DDR (3:2 gegen Rumänien) sorgte.
Eigentlich hätte es den Mittel­
stürmer Tröger nie gegeben, denn
er wollte ursprünglich Torwart
werden. Doch als dem damals
16-Jährigen im Zweiten Weltkrieg
von einer Granate die rechte Hand
abgerissen wurde, suchte und fand
er eine neue Position. In der Ober­
liga schoss er in 224 Spielen 105
Tore, in der DDR-Auswahl traf er in
15 Spielen elfmal.
Wenn manch ein Zuschauer verwun-
dert schaute, dass beim Laufduell
mit Tröger dem Gegenspieler plötz-
lich die Luft knapp wurde, dann lag
das nicht selten an Trögers „rechtem
Stumpen“, der sich mit erheblicher
Wucht an den Rippen des Kontra­
henten wiederfand. Im Erzgebirge
wurde Willy Tröger verehrt, ein
Volksmusiker schrieb das Lied vom
„Tröger-Will“. In Pirna, seiner spä­
teren Wirkungsstätte als Trainer,
trägt das Stadion seinen Namen.
Die legitimen Nachfolger in den
60er-Jahren wurden der Jenaer
Peter Ducke und der Leipziger
Joachim Streich –
vom Außenseiter
zum Rekordmann
REKORDSPIELER UND REKORD-
SCHÜTZE: JOACHIM STREICH, DIE
NR. 1 DER DDR-MITTELSTÜRMER.
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