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SERIE SCHLÜSSELSPIELER ( TEIL 6)
INNENSTÜRMER
derungen an die Abteilung Attacke
umgeschrieben wurde. Selbst der
Typus „falsche Neun“, von dem heute
beim Blick auf die Innenstürmer
gelegentlich fälschlich die Rede ist,
zeichnete sich schon ab: eine Rolle,
die Bernd Hölzenbein, der variable
Frankfurter Weltmeister von 1974,
als ein Mittelfeldspieler mit Stürmer-
qualität gern spielte.
Wer wie in der Zone auftrat, in der
Spiele entschieden werden, war bis
heute immer eine Typfrage. Deshalb
ist, auch wenn es in Deutschland
nicht mehr so viele Strafraum­
stürmer gibt, dieser Stoß- oder
Keilstürmer nicht entbehrlich ge­
worden. Ihn verkörpert am besten
der vom FC Bayern München zu
AC Florenz gewechselte Mario
Gomez oder der von Hertha BSC an
den Hamburger SV ausgeliehene
Pierre-Michel Lasogga.
Dass die Stellenbeschreibung für
einen Angreifer anders geworden ist,
Nach den Jahren der furchtlosen
Mittelstürmer, die sich vor allem auf
ihren originären Job konzentrieren
konnten, glänzte eine Stürmergene-
ration, die ihren Auftrag etwas anders
auslegte und die 80er- und 90er-
Jahre des vorigen Jahrhunderts
prägte. Es waren Innenstürmer, die
Schon Bernd Hölzenbein
war eine „falsche Neun“
mit Anlauf auch über die Außen­
bahnen angerauscht kamen, die in
Eins-gegen-Eins-Situationen wie
Rudi Völler, der Weltmeister von
1990, oder Karl-Heinz Rummenigge,
WM-Zweiter 1982 und 1986, nicht
zurücksteckten oder wie Jürgen
Klinsmann, Völlers Kompagnon beim
Titelgewinn vor 23 Jahren, die
Gegner oft genug im Sprintertempo
überrannten.
Es war die zweite goldene Zeit des
deutschen Fußballs, in der die Defi­
nition für die spezifischen Anfor­
Noch lange danach schienen Mittel-
stürmer prädestiniert, an ihrem Ar-
beitsplatz im Sechzehnmeterraum
einsame Spitze zu sein: stets darauf
vorbereitet, auf ihren großen Augen-
blick warten zu können, und dazu da-
rauf getrimmt, den Ball auch mal mit
dem Rücken zum Gegner zu sichern,
abzulegen oder sich mit ihrer eigenen
Dynamik undWucht hemdsärmlig über
ihre Widersacher hinwegzusetzen.
Horst Hrubesch war so ein Typ, der
zum „Ungeheuer“ ernannt wurde,
weil der Europameister von 1980 in
der Nationalmannschaft oder im Ver-
ein oft genug nach „Bananenflanken“
seines Hamburger Kollegen Manfred
Kaltz dem Gegner per Kopfballtor
den Rest gab. Auch Klaus Fischer, zu
Müllers besten Zeiten die Nummer
zwei unter den deutschen Angreifern,
war von einer Vehemenz, die nicht nur
im gegnerischen Strafraum für Angst
und Schrecken sorgte. Der am Ball
starke Schalker glänzte auch mit
spektakulären Fallrückziehertoren.
„KOPFBALLUNGEHEUER“:
HORST HRUBESCH BEI SEINEM
SIEGTOR ZUM EM-TITEL 1980.
WURDE 1980 EUROPAMEISTER
UND STAND ZWEIMAL IM WM-FINALE:
KARL-HEINZ RUMMENIGGE.
1...,6,7,8,9,10,11,12,13,14,15 17,18,19,20,21,22,23,24,25,26,...44