CdN Newsletter 17 - page 9

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ENGAGIERT SICH FÜR JUNGE STRAFGEFANGENE:
WOLFGANG DREMMLER, VIZEWELTMEISTER VON 1982.
einmal Zugang in den Knast“, sagt er
auf dem Weg zur anschließenden
Gesprächsrunde, bei der es Kaffee
und Kuchen gibt: „Wir merken, auf
welches Interesse der Fußball
bei den Inhaftierten stößt. Wir­
wollen den Gefangenen beweisen,
dass man aus einem Teufelskreis
herauskommen kann.“
Dremmler sitzt mit seinen Mit­
streitern vom FC Bayern inmitten der
jungen Straftäter. Es wird gefragt
und erzählt und gelacht. Der Speise-
saal neben dem Fußballfeld füllt sich
mit Lärm und Leben und für einige
möglicherweise auch mit Hoffnung
auf eine Zukunft außerhalb der
Mauern. Wolfgang Dremmler be­
obachtet das Geschehen. Er sitzt auf
einem Tisch und ist zufrieden.
Jörn Schweichler
Gefühl der Verantwortung er­
wachsen.“ Dremmler selbst sagt,
er sei „jemand, der gerne etwas
fertig macht“.
Nach einer Knieoperation vor einigen
Wochen musste Dremmler zuletzt
kürzer treten. Auch bei der Münchner
Tafel, für die er montags ein paar
Stunden lang Lebensmittel an Be-
dürftige ausgibt. „Ich stehe da und
verteile Gemüse, und dann kommen
Leute zu mir, die absolut nichts
haben, und fragen: ‚Mensch, Herr
Dremmler, wie geht’s Ihnen nach
der Operation?‘ So was beschämt
mich“, sagt er.
Zurück in Stadelheim. Die Mann-
schaft mit den Bayern-Youngstern
hat das Spiel knapp gewonnen. „Wenn
ich die Sepp-Herberger-Stiftung
nicht hätte, hätte ich noch nicht
Dremmler versucht sich als Trainer in
unterklassigen Ligen, ehe er 1995
Chefscout der Bayern wird. In Süd-
amerika spürt er Talente auf, von
denen es eine Handvoll, darunter
auch Breno, in die Münchner Profi-
mannschaft schafft. 17 Jahre später
folgt er auf den ehemaligen Bayern-
Torwart Jörg Butt als Leiter der
Jugendabteilung. Dremmler ist
wieder dicht dran, er beobachtet
nicht mehr nur Spiele und Spieler,
sondern die Entwicklung von Talenten
vor seiner Haustür.
Das soziale Bewusstsein, das heute
viele aktive und ehemalige Spieler
vor sich hertragen, ist bei Dremmler
tief verwurzelt. Einer, der ihn kennt,
sagt: „Wolfgang Dremmler gehört
zu einer Gesellschaftsgruppe von
Männern, die als Jungen früh ihren
Vater verloren haben. Daraus ist ein
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