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CDN-MAGAZIN 23/2015
Wir trauern um Reinhard Franz (80), Heino Kleiminger (76) und Erwin
Waldner (82), die am 8. März in Zwickau, am 16. April in Rostock und
am 18. April in Neckarhausen verstorben sind.
Als 19-Jähriger kam ERWIN
WALDNER 1952 zum VfB und
avancierte in den folgenden Jahren
zur Symbolfigur des Stuttgarter
Offensivspiels. Ungemein schnell,
effektiv im Abschluss und vor
allem auch technisch überaus
versiert war er, wie die „Stuttgarter
Nachrichten“ schrieben, „ein
Künstler für die besonderen Mo-
mente“. Für einen besonderen
Moment wie zum Beispiel am
17. April 1954, als er in der Ver
längerung mit seinem Siegtor zum
1:0 das DFB-Pokalendspiel in Lud-
wigshafen gegen den 1. FC Köln
entschied. Als jüngster Spieler im
Team um die VfB-Legenden der
Meisterteams 1950 und 1952 wie
Robert Schlienz, Erich Retter und
Karl Barufka. Stürmer und Spiel-
macher in einer Person stieg Wald-
ner fortan zu einem der größten
Spieler der VfB-Historie auf. Was
er vier Jahre später mit einem wei-
teren Endspieltor beim 4:3-Sieg
nach Verlängerung im denkwür
digen Pokalfinale gegen Fortuna
Düsseldorf untermauerte. 13 Mal
spielte er zwischen 1954 und 1958
in der deutschen Nationalmann-
schaft, ehe er 1960 zunächst zum
FC Zürich und ein Jahr später für
zwei Spielzeiten zu SPAL Ferrara in
Italiens Serie A wechselte. Nach
seiner Rückkehr für vier weitere
Jahre beim VfB Stuttgart, für den
er in 277 Pflichtspielen 97 Tore er-
zielte, schenkte ihm Helmut Schön,
seit 1964 neuer Bundestrainer, je-
nes Vertrauen, das Waldner zuvor
bei Sepp Herberger vermisst hatte.
Doch der „Weltklassespieler“, so
sein einstiger Vereinstrainer Rudi
Gutendorf, hatte das Kapitel Natio-
nalmannschaft trotz herausragen-
der Leistungen als abgeschlossen
betrachtet. Nach Beendigung sei-
ner Karriere betrieb er über viele
Jahre das Ausflugslokal Burrenhof
auf der Schwäbischen Alb in der
Nähe seiner Heimatstadt Nürtin-
gen-Neckarhausen und erfreute
sich am Angriffstalent seines Soh-
nes Erwin Waldner Junior, der
1984 in der A-Jugend des VfB zum
deutschen Meistertitel stürmte.
Am 18. April 2015 starb mit dem
begnadeten Offensivkünstler nach
jahrelanger Parkinson-Krankheit
„einer unserer verdienstvollsten
Spieler“, so das Stuttgarter Präsi-
dium über das VfB-Ehrenmitglied.
wt
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Ein technisch versierter und tor-
hungriger Offensivspieler war auch
HEINO KLEIMINGER. Mit gerade
mal 17 Jahren wechselte er 1956
von seinem Heimatverein Motor
Wismar zum SC Empor Rostock,
den späteren FC Hansa, für den er
bis 1969 in 219 Pflichtspielen vor-
wiegend als Halbstürmer 71 Tore
erzielte. Damit hatte Kleiminger
großen Anteil an den Erfolgen in
den „silbernen Sechzigern“ des
Ostsee-Teams, das in jenen Jahren
viermal DDR-Vizemeister wurde
und dreimal im Pokalfinale stand.
Nur kurz war dagegen seine Karrie-
re in der Nationalmannschaft, für
die er in vier Einsätzen gleichwohl
ein unvergessenes statistisches
Markenzeichen hinterließ: Beim
Länderspiel im Januar 1964 gegen
Ceylon war Kleiminger mit vier
Toren am 12:0-Sieg beteiligt – ein
Rekord für die Ewigkeit, der in der
DDR-Auswahl nie überboten und
nur vom Dresdner Torschützen
könig Hans-Jürgen Kreische 1970
gegen Luxemburg erreicht wurde.
Nach Ende seiner Oberliga-Lauf-
bahn kehrte der mehrfache Olym-
pia-Auswahlspieler, der 1964 mit
ERWIN WALDNER