„Einer meiner unangenehmsten
Gegenspieler“, rühmte der Münch-
ner Gerd Müller, der vor keinem
Zweikampf zurückschreckte. Und
Uwe Seeler adelte die Cha
rakterstärke des häufigen Bremer
Widersachers: „Er ging nichts aus
dem Weg, kämpfte aber immer mit
offenem Visier.“ Höttges: „Wir haben
uns im Dreck gewälzt und anschlie-
ßend die Hand gegeben.“
Unlängst wurde Höttges wieder an
die Sternstunde seiner Laufbahn auf
Vereinsebene erinnert, in der er von
1964 bis 1978 stolze 420 Spiele für
Werder bestritten hat. Zum 50. Mal
jährte sich kürzlich der Gewinn der
Deutschen Meisterschaft 1965: Titel
gewinn für die „Zementfußballer, wie
es despektierlich hieß. Höttges findet
andere Worte: „Wir hatten eine über-
ragende Abwehr und standen sehr
kompakt.“ Der Beleg: nur 29 Gegen-
tore in damals 30 Saisonspielen dank
eines Klassetorwarts namens Günter
Bernard und eines perfekten Sys-
tems. Modern hätten sie gespielt,
blickt der aus Mönchengladbach
geholte Linksverteidiger zurück: „Mit
Helmut Jagielski hatten wir damals
schon einen Libero.“
Zum Flankengott aus Schalke und
Dortmund hatte der Wahl-Bremer
eine besondere Beziehung. „Stan
hat gestört, dass ich ihm häufig
die Grenzen aufgezeigt habe.“ Vor
allem im Weserstadion sei dies der
Fall gewesen, „da hätte ich ihm
eigentlich eine Rolle Toilettenpapier
in den Katakomben überreichen
müssen. So oft, wie er sich in die
Hose gemacht hat.“
Höttges ist kein Aufschneider, keiner,
der sich nur ins rechte Licht rückt.
Der grundehrliche Ex-Profi erzählt im
Gespräch auch die andere Seite, die
Kehrseite der Geschichte, wie sie
sie sich bei den Auswärtsspielen
abspielt habe: „In Schalke hat mich
der Stan oft vorgeführt.“
„ImDreck gewälzt und
dann die Hand gegeben“
So etwas ist selten vorgekommen in
der Karriere des knochenharten
Recken alter Schule. Horst-Dieter
Höttges war gefürchtet, nicht zu-
letzt weil der „Eisenfuß“ hinzu
langen verstand, teils bewundert,
teils berüchtigt und wegen seiner
robusten und rustikalen Gangart.
Heute bleiben nur noch die Erinne-
rungen. Mit seiner Erfolgsgeschichte
wird Höttges ständig konfrontiert,
wenn er an der Arena vorbeifährt und
aus dem Fenster seines Wagens auf
den Eingangsbereich schaut. Sein
Blick fällt dann auf eine Skulptur,
die sein bekanntestes Körperteil
darstellt: seinen berühmten Fuß, mit
dem Unterschenkel überdimensional
groß zur Schau gestellt.
„Eisenfuß“ Höttges – das Etikett,
das als Überschrift zu seiner Lauf-
bahn passt. Ein nicht gerade freund
licher Spitzname, gewissermaßen
ein Kainsmal, das der auf den Spiel-
feldern unerschrockene und schon
mal kräftig hinlangende Horst-Dieter
wie einen Ehrentitel trägt. Dabei ist
es nicht mehr ganz ersichtlich, wer
ihm diesen Namen verpasst hat.
Höttges weiß es selbst nicht mehr so
genau, kann sich nicht entscheiden
zwischen zwei Versionen: Günter
Netzer sei der Verursacher gewesen,
als er den Namen prägte bei einem
Lehrgang des DFB, so lautet die erste
Variante. Doch vieles spreche dafür,
dass „Stan“ Libuda den Namen erst
richtig in Umlauf gebracht habe, wie
Höttges sogleich anfügt.
„KIEBITZ“ AM WESERSTADION:
HÖTTGES BEOBACHTET DAS WERDER-
TRAINING AUS DEM AUTO (OBEN).
AUCH ALS EXPONAT IM WERDER-MUSEUM:
PORTRÄT MIT „EISENFUSS“ (LINKS).