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AKTUELL IM BLICKPUNKT
ABSCHIED VOM NATIONALTEAM
Niemals geht man so ganz – diesen rheinischen Lebensgrundsatz, der sich im bekanntesten
Lied der Kölner Volksschauspielerin und Sängerin Trude Herr spiegelt, bekam auch der
32 Jahre alte Oberbayer Bastian Schweinsteiger bei seinem Mönchengladbacher Abschieds-
spiel als Kapitän der Fußball-Nationalmannschaft am Niederrhein zu spüren. Niemals geht man
so ganz – dies gilt auch für viele andere Koryphäen nach ihrem Rückzug aus dem Nationalteam
im Anschluss an große Turniere. Weil ihre Erfolge und Leistungen unvergessen bleiben.
Rücktritt nach großen Turnieren: Schweinsteiger, Podolski und andere Ikonen des Nationalteams
Mochte der Borussia-Park an diesem
letzten August-Tag 2016 mit rund
30.000 Zuschauern nur mäßig ge-
füllt sein, so verbreitete das Publi-
kum doch eine derart warmherzige
und innige Atmosphäre um den deut-
schen Herz-König beim Gewinn der
Weltmeisterschaft 2014, dass am
Ende seiner zwölf Jahre währenden
Karriere vom Talent zum Anführer
der ersten Auswahl des Deutschen
Fußball-Bundes (DFB) nicht mehr die
Masse Mensch, sondern jeder einzel-
ne im Stadion als Fan des Spitzen-
sportlers und Menschen Bastian
Schweinsteiger zählte. Dabei trat bei
dieser Huldigung für einen ganz be-
sonders verdienstvollen Spieler das
Test-Länderspiel gegen Finnland
(2:0) vollkommen in den Hintergrund.
Was haften blieb und zusammen mit
seinen großartigen Leistungen un-
vergessen bleiben wird, waren die
Tränen des geliebten Stars ange-
sichts der Ovationen, mit denen er in
seinem 121. Länderspiel so intensiv
wie selten während seiner Karriere
überschüttet wurde – und das Gefühl
einer echten Herzlichkeit zwischen
dem Protagonisten auf dem Rasen
und seinen Anhängern auf den Rängen.
„Es bedeutet mir sehr viel, so einen
Abschied bekommen zu haben“,
sagte der beim FC Bayern München
zu einem Profi mit Profil gereifte
Schweinsteiger, „ich bin sehr glück-
lich, dieser Tag gehört zu den emotio-
nalsten meiner Karriere.“
Lukas Podolski hat 2004 gemeinsam
mit Schweinsteiger die große Fuß-
ballbühne betreten und ist im Som-
mer 2016 ein paar Tage später als
sein Münchner Freund von ihr ab
getreten. Der 31-Jährige war bei
der Schweinsteiger-Abschiedsparty
im Mönchengladbacher Stadion und
bekommt, weil ähnlich verdienstvoll
wie sein bayerischer Kumpel, im
März 2017 noch ein letztes Mal die
Gelegenheit, in seinem dann 130.
Länderspiel an alte Zeiten mit ihm als
draufgängerischem Flügelstürmer
zu erinnern.
„Nichts kann mir ersetzen, was mir
die Zeit mit dem DFB-Team an
Freude, Leidenschaft und Zusam-
menhalt gegeben hat“, formulierte
Podolski seine Abschiedserklärung,
„vom zweijährigen polnischen Jun-
gen, der quasi nur mit einem Ball
unter dem Arm nach Deutschland
kam, zumWeltmeister – das ist mehr,
als ich mir erträumen konnte.“
Da aber die Zeit für einen Fußball
profi endlich ist, hörten Schwein
steiger und Podolski auf die Signale,
die sie zuletzt empfingen und be-
stimmten deshalb diesen Teil ihres
Karriereendes selbst, der mit dem
Aus im EM-Halbfinale gegen Frank-
reich in Marseille gekommen war.
Dass die beiden besten Kumpel nun
die erwarteten Konsequenzen zogen,
spricht für beider Realitätssinn. Sie
V O R B E I !
Doch unvergessen