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sagen: Es geht doch, es hat großen
Spaß gemacht – und zwar vom ersten
bis zum letzten Tag.“
Seinem Nachfolger Stefan Kuntz hat
Horst Hrubesch, der dem DFB wo-
möglich in einer anderen Funktion
erhalten bleibt, ein erstklassiges
U 21-Aufgebot hinterlassen, in dem
eine Reihe von Spielern das Zeug zu
einer großen Karriere besitzen. Der
alte und der neue Trainer haben vor
kurzem miteinander gesprochen.
Dabei hat Hrubesch dem zwölf Jahre
jüngeren Kuntz gesagt: „Du hast
einen Kader voller Superfußballer.
Guck‘ sie Dir im Training an, und Du
hast sofort Deine Leute.“
Eines aber muss Kuntz bei seiner fast
schon für die EM 2017 in Polen quali-
fizierten Mannschaft selbst heraus-
finden. „Er muss“, beschreibt Hru-
besch diesen Profilierungsprozess,
„ein Gefühl dafür entwickeln, was
seine Mannschaft ist. Es muss nicht
die Hrubesch-Mannschaft sein, er
muss seine U 21 aufs Eis kriegen.“
Nach den ersten Probeläufen mit
seinem Team sieht es so aus, als sei
das Erbe des Horst Hrubesch bei
Kuntz in guten Händen.
Roland Zorn
Was seine Jungs in diesen beiden
Spielen vor dem Finale an fußballe
rischer Klasse demonstriert hätten,
sei „sensationell“ gewesen, sagt
Hrubesch, und: „Wenn du siehst, was
du vorher trainiert und besprochen
hast und es dann auf dem Platz ge
boten bekommst, ist das genial.“
Fasziniert vom Flair
des Olympischen Dorfs
Dann ging es endlich in die Stadt der
großen Sehnsucht: In Rio de Janeiro
saugten die Spieler, aber auch ältere
Herren wie der schon als Kind von
der Faszination Olympia begeisterte
Hrubesch, die ganz besondere Atmo-
sphäre des Olympischen Dorfs auf,
wo die deutschen Fußballspieler und
ihr erfahrener Cheftrainer Spitzen-
athleten aus anderen Sportarten
kennenlernten und endlich das Flair
eines Gemeinschaftserlebnisses mit-
bekamen, das die Welt des Sports in
dieser verdichteten Form nur bei
Olympia zu bieten hat.
Hrubesch über sein letztes Highlight
in einer an Höhen reichen Fußball-
laufbahn: „Wenn ich, übertragen auf
unseren olympischen Beitrag, sehe,
was dabei herauskam, kann ich nur
dardappell so gut wie nie auf taube
Ohren stieß. Schließlich galt auch ei-
ne andere Hrubesch-Maxime als
Leitfaden für die persönliche Weiter-
entwicklung: „Für mich ist es am
wichtigsten, dass diese Spieler als
Menschen reifen und auf der anderen
Seite mit dem Talent arbeiten, das
ihnen der liebe Gott geschenkt hat.“
Hrubesch nennt die in Brasilien noch
einmal aufblühende Gruppendyna-
mik in einer der von ihm zusammen-
gestellten Mannschaften, diesmal
mit der flankierenden Hilfe des ihm
eng verbundenen DFB-Sportdirek-
tors Hansi Flick, ein „vernünftiges
Miteinander“. Dass auf dem olympi-
schen Weg schwere Hindernisse den
Parcours zu Gold oder Silber ver-
sperrten, brachte seine Spieler nie
vom Kurs ab – und nach der turbulen-
ten Gruppenphase erst richtig auf
Touren. Im Viertelfinalspiel gegen
die Portugiesen, denen die deutsche
U 21 ein Jahr zuvor im EM-Halbfinale
von Prag noch 0:5 unterlegen gewe-
sen war, drehten die Deutschen den
Spieß um und triumphierten mit ei-
nem 4:0 in Brasilia. Nach dem 2:0-Er-
folg im Halbfinale von São Paulo über
Nigeria hatte Horst Hrubesch ein
paar Tränen des Glücks in den Augen.
ANERKENNUNG VOM „CHEF“: HRUBESCH TRÖSTET DIE NIEDERGESCHLAGENEN JEREMY TOLJAN
UND MAX MEYER NACH DEM VERLORENEN ELFMETERSCHIESSEN GEGEN BRASILIEN.