DIAGONALPÄSSE
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Tragisches Ende eines märchenhaften Aufstiegs – auch Paolo Rink geschockt
Das Team von „Chape“ gibt es nicht mehr
Es war das tragische Ende eines märchenhaften Aufstiegs. Auf dem Flug zum größten und wichtigsten Spiel der
Vereinsgeschichte ist die nahezu komplette Mannschaft des brasilianischen Erstligisten AF Chapecoense tödlich
verunglückt. Bei dem Flugzeugabsturz am 28. November in den Bergen Kolumbiens, verursacht durch Treibstoff-
mangel, waren 71 Menschen, darunter 19 Fußballer und der Betreuerstab des brasilianischen Teams sowie
20 Journalisten, ums Leben gekommen. Die Mannschaft war auf dem Weg nach Medellin, um dort das Hinspiel
des Finales um die Copa Sudamericana, vergleichbar mit der Europa League, zu bestreiten.
Die Tragödie hat weltweit im Fußball große Trauer und Bestürzung, aber auch beispielhafte Solidarität und Mit
gefühl ausgelöst. So gab es in der Bundesliga und in der 2. Bundesliga vor allen Partien am ersten Dezember-
Wochenende eine Schweigeminute zum Gedenken der Opfer und Trauerflor bei allen Spielern der Klubs, ebenso
auch bei sämtlichen Spielen der Champions und Europa League. „Für die betroffenen Familien, für das gesamte
Land und für den Fußball in Brasilien stellt dieses Unglück eine unfassbare Tragödie dar“, sagte DFL-Präsident
Reinhard Rauball. Schwer geschockt in tiefer Trauer rang Paulo Rink zunächst um eine Stellungnahme. „Mir
fehlen die Worte. Ich weiß weder was ich denken, noch was ich sagen soll“, teilte der frühere Bundesliga-Profi
von Bayer Leverkusen mit, der nach seiner Einbürgerung als Deutsch-Brasilianer 13 Länderspiele für den DFB
bestritt und bei der EM 2000 zum Einsatz gekommen war. Der heute 43-Jährige hatte 1995 für „Chape“ gespielt.
Wenige Tage nach dem Unglück ist AF Chapecoense zum Titelträger des diesjährigen Südamerika-Cups, der Copa
Sudamericana, ernannt worden. Damit wurde einem Antrag des Finalgegners Atlético Nacional Medellín statt
gegeben. Dieser erhalte für diese besondere Form des Fair Play eine Prämie von einer Million Dollar. Chapecoense
bekommt zwei Millionen Dollar Preisgeld.
Wie der Vizepräsident von Chapecoense, Ivan Tozzo, mitteilte, soll es Anfang 2017 zudem ein Benefizspiel
zwischen Brasilien und Kolumbien geben, dessen Einnahmen von rund 1,35 Mio. Euro dem Club zugute kommen
sollen. Inzwischen hat der Verein, der vor der Katastrophe 5.000 Mitglieder hatte, der Zeitung „O Globo“ zu Folge
24.000 Mitglieder, zudem gibt es 50.000 weitere Anträge auf Mitgliedschaft. Der 1973 gegründete Verein stammt
aus einer Region, die stark von Einwanderern aus Deutschland und Italien geprägt ist. 2009 spielte „Chape“ noch
in der vierten Liga, danach legte der Club einen rasanten Aufstieg hin. 2014 gelang der Sprung in die erste
brasilianische Liga, die Serie A. Der Einzug ins Finale der Copa Sudamericana war der bisher größte Erfolg.
Der märchenhafte Aufstieg endete in einer furchtbaren Tragödie.
dpa/wt
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