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IN MEMORIAM

kämpferisch nach vorne blickte:

„Ich versuche, positiv damit umzu-

gehen.“ Kampfgeist und Optimis-

mus eines der größten Spieler

Dresdens und des DDR-Fußballs

waren vergeblich. Am 24. Oktober

verlor Reinhard Häfner den Kampf

gegen den Krebs. Mit 64 Jahren.

Wie kaum ein anderer verkörperte

der großartige Mittelfeldspieler

höchste Dresdner Fußballschule in

Sachen Schnelligkeit, Dynamik,

Ballfertigkeit, Kombinationsspiel,

technischer Brillanz und Beweg-

lichkeit. Auf den Punkt gebracht

hatte er diese Qualitäten im olym­

pischen Fußball-Finale 1976 in

Montreal mit seinem unwidersteh-

lichen Solo von der Mittellinie und

dem anschließenden alles ent-

scheidenden Tor zum 3:1-Sieg

gegen Polen. Gold – die Krönung

seiner Karriere und der größte Er-

folg des DDR-Fußballs! Dynamo

Dresden und zahllose Fans re-

agierten geschockt auf die Todes-

nachricht, nachdem Häfner einen

Monat zuvor noch als Trainer einer

DDR-Legendenauswahl an der Sei-

tenlinie gestanden und eine Woche

vor seinem Tod sein ehemaliger

Mitspieler und späterer Trainer-

Kollege Eduard Geyer „beim Spiel

gegen Stuttgart mit ihm im Stadion

gesprochen hatte. Er war ein ex­

zellenter Fußballer, unglaublich

schnell, ein sehr guter Torvorberei-

ter“, urteilte Geyer über das Idol

Südtribüne in Erinnerung behalten.

Helmut Rahn, Fritz Walter, Uwe

Seeler, Aki Schmidt und Hans

Schäfer – mit dieser Angriffsreihe

war die Nationalmannschaft beim

3:1-Sieg über Argentinien 1958 in

die WM gestartet. Fünf „Granaten“

also, um Aki Schmidts verbale

Wertschätzung zu benutzen.

WT

***

Schwere gesundheitliche und pri-

vate Rückschläge hatte REINHARD

HÄFNER überwinden müssen, als

er in einem aktuellen Porträt in

der letzten Ausgabe unseres CdN-

Magazins, angesprochen auf sein

2014 entdecktes Krebsleiden,

Karlsruher SC erstmals Deutscher

Meister wurde. Und als die Bo­

russia ein Jahr später erneut nach

der nationalen Krone griff, war Aki

Schmidt unumstritten der spiele­

rische Kopf der Mannschaft. Doch

jetzt sollte der Endspielort Han­

nover, wo er später zweimal trium-

phieren würde, zur Stätte seines

persönlich größten Fiaskos wer-

den. Weil BVB-Trainer Helmut

Schneider mit der identischen

Mannschaft wie ein Jahr zuvor

beim Endspielsieg über den KSC

antreten wollte, verzichtete er aus

Aberglaube oder wegen seines

Ehrgeizes, Fußballgeschichte zu

schreiben, auf den zuvor heraus­

ragenden Spielmacher und holte

ohne ihn den Titel. 276 Punktspiele

bestritt Aki Schmidt für den BVB

und erzielte 76 Tore. Mit der Nicht-

berücksichtigung beim Meister-

schaftsendspiel 1957 brach für

ihn jedoch die Welt zusammen,

worüber ihn zunächst auch nicht

die folgenden Berufungen in die

Nationalmannschaft hinwegtrös-

ten konnten. Nach seiner Spieler-

laufbahn arbeitete Schmidt gleich

viermal als Trainer bei Jahn Re-

gensburg, wo ihn die Fans zum

„Jahrhunderttrainer“ wählten. Die

große BVB-Gemeinde, der er in den

vergangenen Jahren als Stadion­

führer gedient hatte, wird Aki

Schmidt, der nach kurzer schwerer

Krankheit am 11. November in

Dortmund mit 81 Jahren starb, als

Stimmungskanone und Liebling der

ALFRED „AKI“ SCHMIDT

REINHARD HÄFNER