CdN Newsletter 21 - page 7

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Bastian Schweinsteiger hechtet ohne
Dirndl am Strand nach Golfbällen,
Lukas Podolski wirft einen Journa­
listen im Hemd in den Hotelpool,
Christoph Kramer singt mit kräch-
zender Stimme auf einer Fähre.
Oder so: Per Mertesacker trägt seine
Goldmedaille als Stirnband und tanzt
völlig enthemmt auf der Siegesfeier
nach dem Finale, die Kanzlerin feiert
mit den Spielern in der Kabine, die
Spieler spielen mit den Kindern der
Schule in Santo André.
„Die Mannschaft“ zeigt die WM 2014
aus neuem Blickwinkel. Es wird nicht
über die Mannschaft berichtet, die
Mannschaft berichtet über sich
selbst. Mit allen Emotionen, mit der
ganzen Intensität, dem großen
Jubel, mit kleinen und großen
Triumphen. Götzes Schuss ins Glück
beim Finale im Maracan˜a. Mustafis
verzweifelter Schmerz auf der Mas-
sagebank im Campo Bahia. Joachim
Löw einsam grübelnd im Trainer­
zimmer. Der Bundestrainer am Pool
in ruhigem Dialog mit Philipp Lahm.
Berlin am 10. November 2014. Einen
Tag zuvor war in der deutschen
Hauptstadt ein großes Jubiläum
zelebriert worden: 25 Jahre Mauer-
fall. Am Tag darauf wurde eines der
Ereignisse gefeiert, das die Deut-
schen seit der deutschen Einheit mit
der Wiedervereinigung im Oktober
1990 am meisten begeistert hat:
der Triumph der deutschen National-
mannschaft bei der Weltmeister-
schaft 2014. Großer Sport in Brasi­
lien, großes Kino in Berlin.
In einer Eigenproduktion des DFB ist
aus Bildern des hauseigenen Fern-
sehsenders DFB-TV in Zusammen­
arbeit mit der Constantin Film eine
Kinoproduktion entstanden, die die
sieben Wochen des Sommers 2014
aus Perspektive der Mannschaft er-
zählt. Vom Start des Trainingslagers
in Südtirol bis zum überwältigenden
Empfang am Brandenburger Tor in
Berlin.
Und so sieht das Ganze aus: Thomas
Müller serviert im Dirndl das Essen,
Wie etwas gewesen ist, können
die am besten beurteilen, die un­
mittelbar dabei gewesen sind.
Also bitte, wie hat er den Herren
Weltmeistern gefallen, der Film über
ihre Weltmeisterwerdung? Als sich
die Leinwand wieder verdunkelt
hatte, öffnete sich der Vorhang für
das verbale Nachspiel. Zusammen­
fassend lässt sich in schlechtem
Deutsch über einen sehr guten Film
sagen: die Mannschaft war begeis-
tert von „Die Mannschaft“.
Zum Beispiel Lukas Podolski. „Geil,
super geil, geiler Film, geile Bilder“,
sagte er. Ähnlicher Inhalt, andere
Worte, es spricht der Manager.
„Ich fühle mich gerade ein wenig in
Brasilien“, sagte Oliver Bierhoff kurz
nach der Premiere. „Die Fans kom-
men ganz nah an die Spieler ran, sie
können aus unserer Perspektive
nachempfinden, was das für ein
tolles Erlebnis war. Man spürt die
Wärme, die Freude und die Begeiste-
rung, die in Brasilien in der und um die
Mannschaft herum herrschte.“
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