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AUF DEM WEG ZUR EURO 2016
DEUTSCHE SPIELER IN FRANKREICH
Von Rohr über Völler bis Trapp –wie der deutsche Fußball in Frankreich zu Respekt undAnerkennung fand
Was Konrad Adenauer und Charles
de Gaulle 1963 mit der Gründung
des deutsch-französischen Freund-
schaftsvertrags beschlossen und
begonnen haben: der deutsche Profi-
fußball hat es perfekt fort- und auf
anderer Ebene umgesetzt.
Vom aktuellen Stab der National-
mannschaft können Manager Oliver
Bierhoff und Torwart-Trainer Andreas
Köpke Frankreich-Erfahrung vorwei-
sen. Bierhoff war 2001 vom AC Mai-
land zum AS Monaco gewechselt, wo
er in 18 Einsätzen fünf Tore erzielte.
Auf seine Verpflichtung hatte der
heutige Nationaltrainer Didier De-
schamps gedrängt. Köpke, der 1996
als Europameister gekommen war,
versuchte, meist erfolgreich, in 97
Spielen seine Bude bei Olympique
Marseille dicht zu halten.
Am Anfang der Deutschen in Frank-
reich stand Oskar „Ossi“ Rohr. Der
Stürmer, der 1932 mit dem FC Bayern
München Deutscher Meister gewor-
den war, wollte sein Talent versil-
bern. Und da in Frankreich bereits der
Profifußball existierte – in Deutsch-
land wurde er erst 1963 eingeführt –
zog es Rohr 1934 zu Racing Straß-
burg. „Handgeld“: ein Citroën Cabrio.
1933 hatte er beim 3:3 in Berlin beim
ersten Heim-Länderspiel gegen
Frankreich zwei Tore geschossen,
was die „Späher“ erst richtig auf-
merksam auf ihn gemacht hatte.
Ein Jahrzehnt später folgten ihm mit
Ewald Follmann und Kurt Clemens
zwei saarländische Nationalspieler
nach Frankreich, ins benachbarte
Metz und Nancy.
Abgesehen von Episoden wie Reinhard
„Stan“ Libuda oder Herbert Laumen
(siehe Kasten) begann die „Deutsche
Welle“ ausgerechnet mit dem Groß-
neffen von Ossi Rohr, Gernot. Der er-
kannte, dass er als Rechtsverteidiger
bei Bayern München damals im Team
um Karl-Heinz Rummenigge nicht
bestehen konnte und wechselte zu
Girondins Bordeaux. Frankreichs Liga
spielte damals „Champagner-Fuß-
ball“, hatte keine rigorosen Verteidi-
ger und Girondins dank seinem Prä
sidenten Claude Bez genügend Geld.
Rohr (62) spielte von 1977 bis 1989 für
die Girondins – so lange wie kein ande-
rer deutscher Legionär in Frankreich.
1982 nahm der gebürtige Mannhei-
mer zudem die französische Staats-
bürgerschaft an und wurde 1984,
1985 und 1987 französischer Meister
sowie 1986 und 1987 Pokalsieger.
Danach tat er auch als Trainer viel für
das Ansehen des deutschen Fußballs
im Nachbarland, ehe er in dieser
Rolle zum Weltenbummler – vor
allem in Afrika – wurde. Höhepunkt in
dieser zweiten Karriere war der
UEFA-Cup 1996 mit den Endspielen
gegen Bayern München (0:2, 1:3).
Von deutscher Unterstützung derart
überzeugt, versuchte es Bordeaux
darüber hinaus mit namhaften Offen-
sivspielern aus der Bundesliga.
Türöffner und
Wegbereiter
Die Mannschaft. In Frankreich hieß sie schon immer so. Und die deutsche Nationalmann-
schaft ist dort immer „Die Mannschaft“ geblieben. Von ihr wurde meist mit Hochachtung
gesprochen. Zumal deutsche Spieler ja auch einiges getan haben, um den Ruf des deutschen
Fußballs im Nachbarland zu festigen, manchmal sogar zu glorifizieren. Auf alle Fälle aber
ihm Respekt zu verschaffen, aus dem Freundschaften entstanden, Verständnis füreinander,
Neugier aufeinander. Ganz besonders jetzt vor und bei der EURO 2016 in Frankreich.