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Amsterdam in Athen. Müller ist der

Held des Abends. Hält beim Elf­

meter-Krimi gegen Bordeaux vor

100.000 Zuschauern im Zentral­

stadion zwei Schüsse und versenkt

den letzten selbst.

„Doch am nächsten Tag mussten wir

Punkt zwölf Uhr bei der National-

mannschaft in Kienbaum sein. Um

den ganzen Tag zu hören, wie wichtig

das Qualifikationsspiel am darauf­

folgenden Mittwoch in Kiew sei. Vom

Bordeaux-Spiel hat niemand gespro-

chen.“ Das habe ihm persönlich die

ganze Vorfreude genommen. René

Müller fragt nicht zu Unrecht: „Viel-

leicht haben wir ja den einen Punkt,

der am Ende gefehlt hat, damals

schon beim 0:2 in Kiew verloren?“

Uwe Karte

für Olympia ’84 qualifiziert, durften

aber nicht nach Los Angeles fahren.

„Der Boykott war damals schon ziem­

lich bitter“, beschreibt er und legt

sich fest: „Diese Turniererfahrung

hätte uns vermutlich zur 86er-WM

oder zur EM ’88 gebracht.“ Noch ein-

mal Müller: „Durch den Boykott des

Ostblocks durfte die DFB-Auswahl

nach Los Angeles. Für Spieler wie

Brehme oder Buchwald ganz wichti-

ge Erfahrungen!“ Sechs Jahre später

waren die Genannten Weltmeister.

Zurück zur EM-Qualifikation der

DDR-Auswahl. Ein Fakt beschäftigt

den ehemaligen Keeper der Extra-

klasse noch immer: „Schon beim

Hinspiel gegen die Russen lief vieles

schief.“ Lok Leipzig schafft im Früh-

jahr ’87 den Sprung ins Europacup-

Finale der Pokalsieger gegen Ajax

lässigen Kapitän im Tor, unterläuft

der verhängnisvolle Fehlgriff. Den

Schuss von Litowtschenko kann er

nicht festhalten, Alejnikow staubt

ab – 1:1. „Dieser eine Fehler kostet

uns am Ende die EM. Dabei hatte ich

die Mannschaft erst dorthin ge-

bracht“, lacht der tragische Held von

Berlin mit dem Abstand von fast drei

Jahrzehnten. Hauchdünn gescheitert

war auch diese Mannschaft mit

René Müller – Zötsche – Schößler,

Kreer, Döschner – Pilz (76. Stübner),

Raab (84. Minge), Liebers – Kirsten,

Doll, Thom.

René Müller weiß, dass die Ursachen

hierfür viel tiefer liegen als der

banale Vergleich mit dem bei der WM

2002 alle überragenden Oliver Kahn

und seinem finalen Endspiel-Patzer

in Japan. Müller und Co. hatten sich

MIT 21 JAHREN FÜR (TRÜGERISCHE) HOFFNUNG GESORGT:

DER DRESDNER ULF KIRSTEN ERZIELT DIE 1:0-FÜHRUNG, BEJUBELT VOM BERLINER THOMAS DOLL.