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SERIE
DER „VERBORGENE“ NATIONALSPIELER
Der Müller
MACHT ’ S
Oskar Becks Hommage an einen Unvergleichlichen
Einst waren sie populär, beliebt und bewundert. Doch inzwischen sind sie aus dem Rampenlicht
verschwunden. Aus unterschiedlichen Gründen, wie unsere Serie zeigt. Teil 7: Gerd Müller (70).
Der Mann, der uns 1972 zum EM-Triumph und 1974 zum WM-Titel schoss, war der größte
Torjäger des deutschen Fußballs. Jetzt lebt er, an Alzheimer erkrankt, verborgen und geborgen
in einem Pflegeheim, unterstützt von seiner Familie. Und wir erinnern uns vor der EURO 2016
umso intensiver an das, was er für den deutschen Fußball vollbracht hat. Zum Beispiel mit
der womöglich besten Nationalmannschaft, die wir je hatten: den Europameistern von 1972.
In jedem Leben gibt es ein paar Mo-
mente, die man sich im Gedächtnis
einrahmt. Unauslöschlich! Wie jener
16. Oktober 1985.
An dem Tag spielte Deutschland in
der WM-Qualifikation im Stuttgarter
Neckarstadion gegen Portugal – vor
allem aber trafen wir Journalisten im
Vorspiel auf eine kreuzgefährliche
Mischung aus Ex- und Vize-Welt
meistern von Helmut Haller über
Paul Breitner, Bernd Hölzenbein und
Jürgen Grabowski bis Gerd Müller.
Wiederholt musste Torwart B.
mit mirakulösen Robinsonaden und
unfassbaren Reflexen die Schnitzer
seiner Vorderleute um Wolfgang
Niersbach, den späteren DFB-Präsi-
denten, auswetzen, ehe am Ende der
als „Pfeife aus dem Auswärtigen
Amt“ berühmte Bonner FIFA-
Schiedsrichter Walter Eschweiler ein
Elfmeterschießen anordnete. Für je-
des Tor spendete damals nämlich ein
Sponsor 1.000 Mark für die Erdbeben-
hilfe in Mexiko. Es wurde geschossen,
bis 27.000 Mark zusammen waren,
und wir Journalisten verloren 12:15.
Warum es nicht 12:16 ausging?
Lassen Sie es mich ohne falsche
Bescheidenheit so sagen: Hexer B.
fischte den Unhaltbaren von Müller
mit einer halsbrecherischen Verren-
kung aus der Ecke, und der Bomber
der Nation stammelte im Rahmen
des Ritterschlags: „Schwob, du bischd
a Verrückter.“
Der verrückteste Schwabe in den
Strafräumen dieser Welt war aller-
dings Gerd Müller. Dafür gebührt
jetzt mit größter Hochachtung im
Gegenzug diese Hommage – in der
traurigen Ahnung, dass er sie nicht
mehr mitbekommt. Als er letztes
Jahr 70 wurde, gesellten sich schon
da zu den besten Wünschen des
deutschen Fußballs gemischte Ge-
fühle. Weiß er, dass er Geburtstag hat?
Wie erlebt er ihn? Schaut er sich am
Abend im Fernsehen die Champions
League an? Wie reagiert er, wenn einer
freistehend eine Chance verballert?
Vor ein paar Jahren ist der alte Bom-
ber in solchen Momenten noch vom
Sofa aufgesprungen, hat seine Nach-
barn zusammengetrommelt und
ihnen auf dem Sportplatz nebenan
geschwind vorgemacht, wie er sowas