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CDN-MAGAZIN 27/2016
Wir trauern um Bringfried Müller (85), Fritz Herkenrath (87), Berti
Kraus (81) und Gerhard Harpers (88), die am 10. April in Chemnitz,
18. April in Aachen, am 14. Mai in Offenbach und am 27. Mai in
Dortmund verstorben sind.
„Binges“ nannten sie ihn. Die Mit-
spieler voller Bewunderung, die
Gegenspieler mit großen Respekt.
Denn BRINGFRIED MÜLLER war
ein großes und ein bärenstarkes
Stück der Geschichte des DDR-
Fußballs. Der Oberliga, in der der
hünenhafte Mittelläufer, wie die
zentrale Abwehrposition damals
hieß, für Motor Gera, SC Wismut
Karl-Marx-Stadt und Wismut Aue
287 Spiele bestritt. Und der DDR-
Auswahl, für die er zwischen 1955
und 1960 18 A-Länderspiele absol-
vierte. Mit Aue erlebte der gebür
tige Langenberger glorreiche Zei-
ten, als er mit Wismut dreimal
Meister und einmal Pokalsieger
wurde. Zudem hinterließ Müller,
der bis zu seinem Wechsel zum
Fußball im 19. Lebensjahr als Hand-
baller aktiv war, später auch als
Trainer in Aue und beim FC Karl-
Marx-Stadt deutliche Spuren. Beim
Nationalteam und in Aue konnte er
auf eine enge Freundschaft mit der
Stürmer-Legende Willy Schröder
zurückblicken, mit dem er bei Rei-
sen das Zimmer teilte und dem er
vor jedem Spiel in der Kabine die
Fußballschuhe schnürte. Tröger
war im Krieg von einer Granate die
rechte Hand abgerissen worden.
Um „Binges“ Müller trauert vor allem
auch seine Frau Jutta Müller, die
als einst erfolgreichste Eiskunst-
lauf-Trainerin der Welt unter ande-
rem Katarina Witt betreut hatte.
wt
***
Er war der Mann, der nach Toni
Turek, dem Torwart der „Helden
von Bern“, seinen Dienst im deut-
schen Tor antrat. Eigentlich hätte
FRITZ HERKENRATH sogar an
Tureks Seite im Kader der deut-
schen Nationalmannschaft den
Weg zum legendären WM-Triumph
1954 in der Schweiz mitmachen
sollen. Doch weil Rot-Weiß Essen
in jenem Sommer sich auf einer
neunwöchigen Südamerika-Reise
befand, stellte der DFB-Pokal
sieger von 1953 nur Helmut Rahn
für die WM frei und erklärte seinen
Torwart für unabkömmlich. So
bestritt der gebürtige Kölner, der
seine sportliche Karriere als Hand-
baller beim TV Dellbrück begann,
1946 mit 18 Jahren zum Fußball
wechselte und über Dellbrück so-
wie den 1. FC Köln 1952 zu RWE
kam, direkt nach der WM ’54 gegen
Belgien sein erstes von 21 Länder-
spielen. Auch optisch personifi
zierte der Inbegriff des „seriösen
Torhüters“, der später wegen sei-
nes Berufs als Sportlehrer an einer
Essener Schule auch „fliegender
Schulmeister“ genannt wurde, den
Neuanfang des deutschen Fußballs
nach dem Zweiten Weltkrieg: be-
schirmt gegen die Sonne von einer
alten Soldatenmütze, die so deut-
lich sein Markenzeichen wurde,
dass es auch später bei leicht er-
zielten Toren hieß, „den hätte Her-
kenrath mit der Mütze gehalten“.
Während seiner 12 Jahre währen-
den Fußball-Karriere, die er 1958
als Nr. 1 und dem vierten Platz bei
der WM in Schweden beendete,
gewann Herkenrath zwei Jahre
nach dem Pokalsieg mit RWE 1955
BRINGFRIED MÜLLER
FRITZ HERKENRATH