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IN MEMORIAM

KRAUS als Teilnehmer an der Welt-

meisterschaft 1962 in Chile mit

seinem Einsatz im Vorrundenspiel

gegen das Team des Gastgebers.

„Berti Kraus begeisterte die Mas-

sen, wenn er mit seiner unglaub­

lichen Schnelligkeit den Abwehr-

spielern die Absätze zeigte. Er

konnte aus vollem Lauf präzise

flanken und verstand auch viel von

der noch immer schwierigsten

Übung im Fußball, dem „Tore­

machen“, heißt es im Buch zum

100-jährigen Bestehen der Kickers.

Sternstunde, aber auch Trauma für

Kraus und ganz Offenbach war das

Endspiel der beiden Rivalen vom

Main um die deutsche Meister-

schaft 1959 im Berliner Olympia-

stadion, als Berti Kraus zunächst

der 1:1-Ausgleich gelang, die Of-

fenbacher Kämpfernaturen dann

aber doch noch den Filigrantech­

nikern von Eintracht Frankfurt 3:5

nach Verlängerung unterlagen.

Zum Start der Bundesliga 1963

holte Trainer Max Merkel den trick-

reichen Rechtsaußen zu 1860

München, wo er mit den „Löwen“

1965 im Endspiel beim 2:0 gegen

Eintracht Frankfurt den DFB-Po-

kalsieg mitfeiern konnte. Für die

Münchner bestritt Engelbert

„Berti“ Kraus 1964 das letzte sei-

ner neun Länderspiele, ehe er 1965

nach Offenbach zurückkehrte, dort

seine Karriere 1967 beendete, als

Versicherungsvertreter arbeitete

und den Bieberer Berg bis zu sei-

nem Tod als seine Heimat ansah.

wt

schaft erreichen konnte. Längst

schon war zu diesem Zeitpunkt

Sepp Herberger auf die ebenso ro-

buste wie elegante Spielweise des

gelernten Drehers aufmerksam ge-

worden. Nach dem Länderspielde-

büt 1953 gegen Österreich berief

der Bundestrainer den gebürtigen

Bochumer 1954 in den erweiterten

Kader für die WM 1954, strich ihn

aber kurz vor der Abreise in die

Schweiz wieder aus dem Aufgebot.

Im Dezember 1954 kehrte Harpers

aber zu fünf weiteren Länderspie-

len ins Nationalteam zurück, ehe er

1956 von Sodingen zu Fortuna Düs-

seldorf wechselte. Fußball war

sein Leben und die Nationalmann-

schaft bis zu seinem Tod eine wirk-

liche Herzensangelegenheit. Dem

an Alzheimer schwer Erkrankten

sollte seine Frau Anne, wie sie dem

Club der Nationalspieler mit der

Todesnachricht schrieb, „zuletzt

noch das neue Vier-Sterne-Trikot

anziehen, das ihm der DFB zuge-

schickt hat“.

wt

***

Große Fußballspieler hatten die

Offenbacher Kickers während ihrer

erfolgreichsten Zeit in den 50er-,

60er- und 70er-Jahren etliche in

ihren Reihen. Nationalspieler wie

zum Beispiel Siggi Held, Erwin

Kostedde und Manfred Ritschel

oder das legendäre Fußball-Denk-

mal Hermann Nuber. Nur ein ein­

ziger OFC-Akteur hat es aber auch

zu WM-Ehren gebracht: BERTI

die deutsche Meisterschaft. Nach

seiner Zeit als Lehrer bildete der

Keeper, den neben tollen Reflexen

und spektakulären Paraden ein

hervorragendes Stellungsspiel

ausgezeichnet hatte, als Professor

an der Pädagogischen Hochschule

Aachen und an der Uni Düsseldorf

von 1962 an bis zu Pensionierung

1990 Sportlehrer aus. „Meine beste

und ruhmreichste Zeit habe ich im

Ruhrgebiet verbracht“, hat der

Rheinländer den sportlichen Weg-

gang ins „Revier“ nie zu bereuen

brauchen.

wt

***

Ein echtes „Kind des Ruhrreviers“

war GERHARD HARPERS. Als Fuß-

baller aufgewachsen und etabliert

unterm Förderturm, wo Zechen

und Fußball über Jahrzehnte un-

trennbar waren, war der Sohn eines

Bergmanns das Aushängeschild

des SVS im Bergbaustädtchen So-

dingen, dessen Glück-Auf-Stadion

sich direkt auf dem Gelände der

Zeche Mont-Cenis befand. Neben

dem Stürmer Hans Cieslarczyk

hatte es der SV Sodingen vor allem

dem kampf- und laufstarken Har-

pers als linkem Außenläufer zu

verdanken, dass er als „kleines

Licht“ in den Fünfzigern über Jahre

mit den ganz Großen des Reviers

wie Schalke 04, Rotweiß Essen

oder Borussia Dortmund in der

erstklassigen Oberliga West mit-

halten und 1955 sogar die End­

runde um die deutsche Meister-

GERHARD HARPERS

BERTI KRAUS