CdN Magazin 25 ePaper - page 32

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SERIE
DER „VERBORGENE“ NATIONALSPIELER
MÄRCHENPR INZ
aus der Provinz
Als Spätstarter hat Hans-Peter Briegel voller Wucht einen rasanten Höhenflug im Fußball hingelegt
Einst waren sie bekannt, populär, beliebt und bewundert. Teilweise sogar erfolgreiche WM-
und EM-Teilnehmer. Doch inzwischen sind sie aus dem Rampenlicht verschwunden, haben
sich zurückgezogen aus dem Blickfeld der Öffentlichkeit, stehen abseits der Schlagzeilen.
Nationalspieler im Verborgenen. Aus unterschiedlichen Gründen, wie unsere Serie zeigt.
Teil 6: Hans-Peter Briegel (60), der als Spieler Europameister und Vize-Weltmeister wurde,
maßgebend am „Wunder von Verona“ beteiligt war und nach Trainerstationen in diversen
Ländern in seiner Pfälzer Heimat ein beschauliches Leben führt.
Es ist das elegante Dunkelgrau des
anthrazitfarbenen Außenputzes,
welches das große Einfamilienhaus
heraushebt aus dem vorherrschen-
den Weiß im Neubaugebiet hier im
Süden Germersheims. Und wenn
man die vier Stufen zur Haustüre hin-
aufgeht und eintritt in das Gebäude,
weist ebenfalls nichts auf den beson-
deren Status des Eigentümers hin.
Im großzügig mit modernem Mobi­
liar eingerichteten Interieur, wo
Küche, Wohn- und Essbereich auf
abgestuftem Niveau ohne Türen in­
einander übergehen, fällt ein schwar-
zer Klavierflügel sofort ins Auge. Im
gepflegten Garten, an dessen Ende
direkt der Wald beginnt, entdeckt der
Besucher in einiger Entfernung einen
Erker mit einer Buddha-Figur als
Dekoration.
Nirgendwo aber Fotos und andere
Dokumente, die auf die großartige
Karriere des Hausbesitzers hin­
weisen. Und wo sind die Medaillen für
den Gewinn der Europameisterschaft
1980 und den Vize-Weltmeistertiteln
1982 und 1986 mit der deutschen
Nationalmannschaft, wo die Tro­
phäen für den Meistertitel mit Hellas
Verona und vom Pokaltriumph mit
Sampdoria Genua in Italien, Diego
Maradonas Trikot, der Goldene Ehren­
ring des 1. FC Kaiserslautern und all
die anderen Auszeichnungen und
Sammlungsstücke? „Im Keller“, ant-
wortet Hans-Peter Briegel und lacht.
Immerhin: Aus dem umfangreichen
Arsenal der Erinnerungsgegenstän-
de, der Preise und anderen ehren­
vollen Zuwendungen hat er das ihm
persönlich wertvollste Stück, den
Goldenen Ball für den „Fußballer des
Jahres“ 1985, hervorgeholt. Für den
Fotografen.
Hier lebt und wohnt seit nunmehr
25 Jahren der bedeutendste Fuß­
baller, den die Pfalz und der 1. FC
Kaiserslautern in der Geschichte der
Bundesliga hervorgebracht haben.
Und dann erzählt er, wie es ihn, für
den Kaiserslautern drei Jahrzehnte
lang der Mittelpunkt der Welt ge­
wesen war, hierhin verschlagen hat
nach Germersheim. „Während der
Weihnachtszeit 1986 haben wir in
Speyer mit unserem Stammtisch
den Geburtstag eines befreundeten
Journalisten gefeiert. An diesem
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