CdN Magazin 25 ePaper - page 22

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Nach den ersten Wochen seit der Eröffnung Ende Oktober 2015 fallen Interesse und Resonanz
auf die multimediale und interaktive Ausstellung des Deutschen Fußballmuseums überaus
positiv aus. Von großer Bedeutung für die Inszenierung der rund 140-jährigen Fußball­
geschichte sind vor allem die Protagonisten, die sie geschrieben und hautnah miterlebt haben.
Die Walhall bzw. Wallhalla war für die alten Germanen die Ruhmeshalle besonders
tapferer Helden und Kämpfer. In der Ballhalla zu Dortmund machen jetzt die persön-
lichen Devotionalien hoch dekorierter Nationalspieler Geschichte erlebbar und erzählen
Geschichten von großen Momenten, dramatischen Spielen und unvergessenen Erlebnissen.
Leihgaben zahlreicher Nationalspieler beflügeln den Erfolg der großen Fußball-Expo in Dortmund
Weltmeister Olaf Thon hat sein größ-
tes Spiel schon im Alter von 18 Jah-
ren absolviert. „Das wollte und durfte
ich damals nicht so sehen, weil doch
noch so viel Zeit Profifußball vor
mir lag“, erinnert sich der 53-malige
Nationalspieler. Beim 6:6 im legen-
dären Pokalhalbfinale von 1984 zwi-
schen Außenseiter Schalke 04 und
dem haushohen Favoriten Bayern
München erzielte er drei Tore. Mün-
chens damaliger Trainer Udo Lattek
bot nach dem Spiel in Anlehnung an
die Transfersumme, für die zur glei-
chen Zeit Weltstar Diego Maradona
vom FC Barcelona zum SSC Neapel
wechselte, spontan 20 Millionen
Mark für das Schalker Juwel.
Dies ist nur eine von vielen Anek­
doten, an die man sich im Deutschen
Fußballmuseum mit Blick auf das
Foto erinnert, das Olaf Thon auf den
Schultern jubelnder Schalke-Fans
zeigt, im Hintergrund die Anzeige­
tafel mit dem spektakulären Ender-
gebnis.
Ähnlich wie Thon erging es Lars
Ricken. Mit gerade einmal 20 Jahren
gelang ihm mit seinem Kunstschuss
gegen Juventus Turin 1997 das
BVB-Jahrhunderttor zum Dortmunder
Triumph in der Champions League.
„Der deutschen Fußballgeschichte
hat Lars Ricken damit einenmagischen
Moment beschert, der in unserer
Ausstellung eine besondere Würdi-
gung erfährt“, erzählt Museumsdi-
rektor Manuel Neukirchner. Und zwar
mit Unterstützung von Ricken selbst.
„Ich bin nicht der große Utensilien-
Sammler“, gibt der heutige BVB-Jugend-Koordinator zu. „Bei meinen
Eltern standen die Final-Schuhe in
den vergangenen Jahren nahezu un-
beachtet in einer Vitrine. Als dann die
Anfrage vom Deutschen Fußball­
museum kam, musste ich nicht lange
überlegen. Dort finden die Schuhe
einen würdigen Platz für die Erin­
nerung an dieses besondere Spiel.
Und mehr noch als der persönliche
Rückblick berühren mich die Erzäh-
lungen von Fans, was dieses Tor für
sie bedeutet hat.“
Der ehemalige Nationaltorhüter Rudi
Kargus hat einen ganz eigenen Zu-
gang gefunden, seine Karriere zu
reflektieren. „Während der aktiven
Zeit ist das kaum möglich“, stellt der
als Elfmeter-Killer berühmt gewor­
dene Ex-HSVer klar. „Da steckt man in
einer Mühle, hat einen überwiegend
fremdbestimmten Rhythmus. Nach
dem Fußball habe ich mit der Malerei
begonnen. Anfangs lag es nahe, mich
mit Motiven des Fußballs ausein­
anderzusetzen. Das hat mir eine
neue Perspektive auf das Geschehen
ermöglicht.“
Nachdem er seine Werke auch mit
anderen thematischen Schwerpunk-
ten mehrfach erfolgreich ausgestellt
hatte, widmete er sich für das Deut-
sche Fußballmuseum wieder dem
runden Leder. Sein 160 cm x 300 cm
großes Triptychon trägt den Titel
„Das Spiel der Spiele – mitten unter
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