CdN Magazin 25 ePaper - page 28

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AKTUELL IM BLICKPUNKT
ZEHN JAHRE JULIUS HIRSCH PREIS
Aus der Zeitung erfuhr es Julius Hirsch. 14 süddeutsche Fußballvereine, darunter sein geliebter
Karlsruher FV, hatten im vorauseilenden Gehorsam den Ausschluss ihrer jüdischen Mitglieder
verfügt. Es war der 19. April 1933. Sieben Länderspiele, vier Tore für Deutschland, mit Karls-
ruhe und später Fürth Meister geworden, vier Mal Süddeutscher Meister – eine erfolgreiche
Karriere lag hinter ihm. Nun wollte man den Nationalspieler, so wie viele andere jüdische
Fußballer in allen Spielklassen in Deutschland, nicht mehr.
Mit dem Beschluss der 14 Vereine
begann die Ausgrenzung, Ent­
rechtung und Ermordung jüdischer
Fußballer in Deutschland.
Noch am gleichen Tag verfasste
Julius Hirsch einen Brief: „Leider
muss ich nun bewegten Herzens
meinem lieben KFV meinen Austritt
anzeigen“, kam er seinem Ausschluss
zuvor. „Nicht unerwähnt möchte ich
aber lassen, dass es in dem heute so
gehassten Prügelknaben der deut-
schen Nation auch anständige Men-
schen und vielleicht noch viel mehr
national denkende und auch durch
die Tat bewiesene und durch Herzblut
vergessene deutsche Juden gibt.“
Sieben Geschwister sind sie, Julius
ist das jüngste Kind, in einer
gutsituierten Kaufmannsfamilie
wächst er auf. Und bald lernt er
den Fußball kennen und lieben. Mit
zehn Jahren schließt sich der fuß-
ballbegeisterte Junge dem Karls­
ruher FV an, den der jüdische Fuß-
ballpionier und spätere Herausgeber
des „kicker“ Walther Bensemann
gegründet hatte. Bereits mit 16
Jahren debütiert Julius Hirsch mit
einem Tor in der Ersten Mannschaft.
In kurzer Zeit wird der schnelle,
laufstarke und technisch exzellente
„Juller“, denn so rufen ihn die Fans,
zu einem der besten Stürmer in
Deutschland.
Er spielt in der Stürmerreihe Links­
außen und bildet zusammen mit
seinen Mitspielern Fritz Förderer und
Gottfried Fuchs ein landesweit be-
kanntes Innentrio. Sein nach vorne
gebeugter Oberkörper, der Drang
zum Tor und sein harter Schuss
werden Hirschs Markenzeichen. Am
15. Mai 1910 steht er auf dem Platz,
als Karlsruhe durch ein 1:0 gegen
Holstein Kiel die Deutsche Meister-
schaft gewinnt.
Mit 19 Jahren dann wird Julius Hirsch
erstmals in die DFB-Auswahl beru-
fen. Er erzielt am 24. März 1912 beim
5:5 gegen Holland vier Treffer, das
erste Mal, dass dies einem deutschen
„Jullers“ Vermächtnis
Aufstieg, Leidensweg und Ermordung des jüdischen Nationalspielers Julius Hirsch
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