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aber mit seiner Ballsicherheit, Kopf-
ballstärke und sauberem Tackling ein
Vorkämpfer der besonderen Art war,
wurde Olympia 1988 zum Ausgangs-
punkt einer glänzenden Profikarriere
mit dem Aufstieg zum A-National-
spieler in der Ära von Berti Vogts.
Hannes Löhr: „Das war eine
ganz besondereMannschaft“
Der unlängst mit 73 Jahren überra-
schend verstorbene Hannes Löhr, der
als Kumpeltyp und zugleich große
Respektperson mit dem nötigen
Händchen nicht gerade einfache
Spieler wie Wolfram Wuttke oder
Frank Mill zu integrieren verstanden
hatte, sagte seinerzeit im Rückblick:
„Das war schon eine ganz besondere
Mannschaft.“ Eine Turniermann-
schaft eben, nun endlich auch bei
Olympia.
Horst Hrubesch, ebenfalls Kumpel-
typ und unumstrittene Respektper-
son, ist mit seinem Team 28 Jahre
später in Brasilien ein ähnlich positi-
ves Fazit zu wünschen. Sportlich wie
atmosphärisch. Mit einem Turnier-
team, das dieses Etikett verdient.
Wolfgang Tobien
„Bronze“, die erste Olympia-Medaille
für den DFB überhaupt, „strahlt wie
Gold“, so die Schlagzeile im kicker-
sportmagazin nach dem 3:0 gegen
Italien im Spiel um Platz drei.
Kamps (Borussia Mönchengladbach);
Hörster (Bayer Leverkusen), Funkel
(Bayer Uerdingen), Schulz (1. FC Kai-
serslautern), Kleppinger (Uerdingen);
Sievers (Eintracht Frankfurt/86. Bom-
mer, Viktoria Aschaffenburg), Häßler
(1. FC Köln), Wuttke (Kaiserslautern/
63. Schreier, Leverkusen), Graham-
mer (Bayern München); Klinsmann
(VfB Stuttgart) und Mill (Borussia
Dortmund) hatten sie am 30. Sep-
tember 1988 vor 60.000 Zuschauern
in Seoul erkämpft.
Eine anfangs zunächst ungeliebte
Notelf hatte sich über zwei Jahre in
die Herzen der Fans gespielt. Und
war zu einer Fundgrube und Bewäh-
rungsstelle für die A-Nationalmann-
schaft geworden. Klinsmann, Häßler,
Riedle und Mill waren zwei Jahre
später beim WM-Triumph 1990 in
Italien dabei. Fach sollte auf dem
Weg zur WM eine feste Größe als
Libero werden. Und für Michael
Schulz, der 16 Monate zuvor noch für
den VfB Oldenburg in der Amateur-
Oberliga gespielt hatte, in Südkorea
Teamchef der A-Nationalmann-
schaft, hatte Löhr, wie schließlich
auch bei den meisten Bundesligisten,
einen verständnisvollen Kollegen.
Mit Jürgen Klinsmann, Frank Mill und
WolframWuttke überließ er Löhr drei
Spieler aus dem EM-Aufgebot, das
drei Monate zuvor bei der EURO in
Deutschland das Halbfinale gegen
die Niederlande (1:2) erreicht hatte.
Dazu stellte er in Thomas Häßler,
Holger Fach und Karl-Heinz Riedle
drei weitere Newcomer aus jenem
Team ab, mit dem er sich auf den Weg
zur WM 1990 in Italien machte. Ein
Trio, das zwei Wochen vor der Abrei-
se nach Korea noch beim gelungenen
WM-Qualifikationsstart in Finnland
(4:0) debütiert hatte.
So geriet, was ursprünglich als un-
wägbares Abenteuer erschien, zur
erfolgreichsten Olympia-Mission des
Deutschen Fußball-Bundes, wurde
1988 endlich auch mal im Fußball zu
einem die deutschen Fans ungemein
positiv bewegenden Ereignis. Die
Mannschaft um Frank Mill, Rudi
Bommer und Christian Schreier, die
nach 1984 zum zweiten Mal bei
Olympia dabei waren, besiegte nur
einen Tag nach ihrer Ankunft in Korea
und gerade mal vier Tage nach dem
letzten Bundesliga-Spieltag vor der
Olympia-Pause China nach Toren von
Kapitän Mill, Klinsmann und Wuttke
mit 3:0. Gegen Schweden gab es
zwar beim 1:2 einen Rückschlag,
doch zwei klare Siege gegen Tune
sien und mit dem dreifachen Tor-
schützen Klinsmann im Viertelfinale
gegen Sambia machten den Weg frei
fürs Halbfinale.
In einer dramatischen Begegnung
mit Brasilien brachte Fach die DFB-
Auswahl in Führung, die Romario
ausglich, ehe vier Fehlschüsse vom
Elfmeterpunkt den Weg Richtung
Goldmedaille verbauten. Zunächst
hätte Wolfgang Funkel mit einem
Foulelfmeter kurz vor Ende der 90
Minuten schon alles klar machen
können. Doch er scheiterte an Taf
farel, der im Elfmeterschießen auch
noch gegen Olaf Janßen und Wolf-
ram Wuttke glänzte. Jürgen Klins-
mann traf zu allem Unglück vom
Elfmeterpunkt nur den Pfosten.