Background Image
Table of Contents Table of Contents
Previous Page  4 / 44 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 4 / 44 Next Page
Page Background

4

CDN-MAGAZIN 28/2016

Uwe Seeler über den Rücktritt großer Spieler aus der Nationalmannschaft

Lieber früher und ohne

Zwang als am Ende zu spät

Liebe Freunde!

Danke, das war’s! Zumindest zu sich

selbst werden Bastian Schwein­

steiger und Lukas Podolski dies

gesagt haben, als sie vor wenigen

Wochen ihren Rücktritt von der

Nationalmannschaft verkündet hat-

ten. „Das war’s, vielen Dank!“ Das

sollten aber auch wir alle sagen, die

wir die großartige Länderspielkarrie-

re der beiden im vergangenen Jahr-

zehnt mitverfolgt haben. Eine Ära sei

mit dem Abschied der beiden zu Ende

gegangen, war zu lesen und zu hören.

Diese Feststellung ist mehr als be-

rechtigt. Mit Basti und Poldi verlas-

sen nach 121 bzw. 129 Länderspielen

zwei absolute sportliche Schwer­

gewichte die große internationale

Bühne – Bastian zudem als Kapitän

der Nationalmannschaft – die für die

DFB-Auswahl und mit ihr Heraus-

ragendes erreicht haben.

Diesen Schritt muss man akzeptie-

ren. Beide wollen es nunmehr etwas

ruhiger angehen lassen und sich

stärker auf ihren privaten Bereich

konzentrieren. Ich selbst freue mich

für sie, dass sie diese Entscheidung

verletzungsfrei und in bester körper-

licher Verfassung treffen konnten

und somit ihren Klubs weiterhin un-

eingeschränkt zur Verfügung stehen.

Rücktritt vom Nationalteam – dies

ist generell seit vielen Jahrzehnten

ein großes Thema, nicht nur für die

Direktbetroffenen. Egal, ob als Spie-

ler oder, wie jetzt nach Olympia Horst

Hrubesch und Silvia Neid, als Trainer.

In dieser Ausgabe des CdN-Maga-

zins ist dies denn auch ein Schwer-

punktthema.

Jeder Rücktritt ist ein schwieriger

Entschluss, unabhängig davon, ob er

durch eine Verletzung oder aus freien

Stücken zustande kommt. Das Wich-

tigste ist dabei, sich selbst gegenüber

ehrlich zu sein, ob man den richtigen

Zeitpunkt gewählt hat. Die Entschei-

dung für das richtige Timing kann

einem hierfür niemand abnehmen.

Soll man sich auf dem absoluten

Höhepunkt vom Nationalteam verab-

schieden, wie zum Beispiel Philipp

Lahm, Miro Klose und Per Mertes-

acker, Pierre Littbarski und Klaus

Augenthaler oder Gerd Müller, Wolf-

gang Overath und Jürgen Grabowski

direkt nach den WM-Triumphen 2014,

1990 und 1974? Oder ist man mit

dem Rücktritt nach einem verlorenen

großen Turnierfinale auf dem rich­

tigen Weg, den zum Beispiel Paul

Breitner, Klaus Fischer und Horst

Hrubesch oder Hans-Peter Briegel,

Karlheinz Förster, Felix Magath und

Karl-Heinz Rummenigge sowie Oliver

Bierhoff nach den WM-Endspielen

1982, 1986 und 2002 gegangen sind?

Natürlich ist eine solche Entschei-

dung auch vom persönlichen Alter