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N E U E S E R I E : ME I N E R S T E S L ÄND E R S P I E L

CDN - MAG A Z I N 3 0 | 2 017

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die Nationalmannschaft: „Wir hatten ein

Bundesligaspiel beim TSV 1860 Mün-

chen. Da kam Hennes Weisweiler zu mir

und fragte: ‚Hast Du Deinen Pass bei

Dir?‘ Hatte ich natürlich nicht, denn es

war ja ein Spiel innerhalb der Bundes­

republik.“ Berti fuhr fort: „Warum?“

Weisweiler: „Ach, nur so. Der Schön hat

angerufen. Du sollst nach dem Spiel

sofort nach Frankfurt kommen. Die

fliegen nach Jugoslawien. Da brauchst

Du einen Pass.“

Alarmanruf beim Bruder. Der hat einen

Wohnungsschlüssel. Findet den Pass,

nachdem Berti ihm das Versteck ver­

raten hat. Schickt ihn schnellstmöglich

nach Frankfurt. Und so darf Berti in den

Flieger nach Belgrad einsteigen.

Es waren schwarze Tage für den damals

gerade 20-Jährigen, der 1965 sein

erstes Bundesligaspiel bestritten hatte,

nach dem Aufstieg seiner Borussia in

die Eliteklasse, beim 1:1 bei Borussia

In der Rangliste der Treuen, die nur in

einem Verein gespielt haben, liegt

Vogts immerhin auf Platz zehn (Bundes-

liga) und damit nur ein Spiel hinter Horst

Höttges, doch in Bezug auf die Einsatz-

minuten hat Vogts mit 37.658 Minuten

den Bremer (36.561) übertroffen. Wo-

mit wir bei der Länderspielpremiere

des damals 20-jährigen Gladbachers

ankommen.

Vogts: „Es gab damals viele Verletzte.“

Die Archive beweisen, dass es sich um

Uwe Seeler, Helmut Haller, Wolfgang

Weber und eben Horst Höttges han­

delte. Die Konsequenz für die Beset-

zung der rechten Verteidiger-Position

beim EM-Qualifikationsspiel gegen

Jugoslawien am 3. Mai 1967 in Belgrad:

„Terrier“ an Stelle von „Eisenfuß“ – Neu-

ling an Stelle von Erfahrung. Auch eine

spannende Variante.

Statt an das Trikot erinnert Vogts sich an

die Umstände seiner ersten Berufung in

Der Rückruf hat bis zum nächsten Tag

gedauert. Was nicht daran liegt, dass

niemand weiß, wie fit ein 70-Jähriger in

Technologie ist und wann er eine Mail

liest. Nein, Berti Vogts sagt es offen und

ehrlich: „Ich habe eine halbe Stunde

drüber nachgedacht. Aber ich weiß es

schlichtweg nicht mehr.“

Die Frage war eigentlich ganz simpel.

Das CdN-Magazin wollte wissen: „Was

ist aus Ihrem ersten Länderspiel-Trikot

geworden?“

Vogts am Tag danach: „Ich weiß es wirk-

lich nicht mehr. Das ist jetzt ja auch

schon 50 Jahre her. Vielleicht habe ich

es getauscht? Selbst wenn, habe ich das

Trikot des Gegners auch nicht mehr. Ich

war nie ein Trikotsammler, habe ja kein

Museum zu Hause.“ Nach 96 Länder-

spielen, 419 Bundesligaspielen für nur

(s)einen Verein Borussia Mönchenglad-

bach und 64 Spielen im Europapokal ist

das verständlich.

NEUE S E R I E : ME I N E R S T E S L ÄNDE R S P I E L

VOR 50 JAHR EN B E S TR I T T B E R T I VOG T S S E I NE PR EM I E R E

I N DE R NAT I ONA LMANNS CHA F T

Mit einer 0:1-Niederlage in der EM-Qualifikation begann 1967 die Laufbahn von Berti Vogts

als Nationalspieler. Und mit einer 2:3-Niederlage endete sie 1978 bei der WM in Argentinien.

Doch zwischen dem Fehlstart und dem misslungenen Schlusspunkt erstreckt sich eine groß­

artige Länderspielkarriere des Welt- und Europameisters aus Mönchengladbach, der zudem

als Bundestrainer 1996 für den Gewinn des bislang letzten EM-Titels verantwortlich war.

R A I NER K ALB über das erste Länderspiel eines spät zum Globetrotter gewordenen

einstigen „Nesthockers“, der kürzlich zusammen mit vielen prominenten Zeitzeugen und

Wegbegleitern seinen 70. Geburtstag feierte.

F EH L S TART I N E I NE

E X Z E L L ENT E KARR I E R E