N E U E S E R I E : ME I N E R S T E S L ÄND E R S P I E L
CDN - MAG A Z I N 3 0 | 2 017
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Berti Vogts hat in seiner 33 Jahre wäh-
renden Profi- und Trainerkarriere in
Deutschland – ein sprichwörtlich bibli-
sches Alter – manches Bonmot geprägt.
Aber keines drückt seine Verzweiflung
über das sich wie ein roter Faden durch
seine gesamte Karriere ziehende Unver-
ständnis zwischen ihm, den Medien und
den unterschiedlichen Aufgaben so aus
wie dieses: „Und wenn ich über’s Wasser
laufe, schreiben sie noch ‚Schwimmen
kann er auch nicht‘.“
Zusätzliches Pech für Vogts, dass das
Spiel in Jugoslawien ein EM-Qualifikati-
onsspiel gewesen war. So musste er
dann fast sieben Monate (oder drei
Länderspiele) warten, ehe er „in Freund-
schaft“ wieder ran durfte. In Rumänien
setzte es erneut eine 0:1-Niederlage. An
diesem Gegentor aber trug Vogts keine
Schuld. Trotzdem war er beim folgen-
den Spiel in Albanien, wo Deutschland
über ein 0:0 nicht hinaus kam, nicht
dabei. Was sich für ihn im Nachhinein
Josip Skoblar spielen und ausgerechnet
der schoss das Siegtor zu unserer
0:1-Niederlage.“ Für einen Debütanten
war dies natürlich kein Ruhmesblatt,
aber immerhin war es ein Einstand ge-
gen einen Weltklassestürmer. Skoblar,
damals noch bei Hannover 96 unter
Vertrag, wurde später in Frankreich mit
Olympique Marseille Torschützenkönig
(44 Treffer in der Saison 70/71, wobei
der heutige Kroate aus Prinzip nie Elf-
meter schoss).
Der Lohn für die Premiere:
100 Mark mehr Gehalt
Was blieb dem Terrier außer der Aner-
kennung als Frischling und den Vorwür-
fen beim Gegentor „in der Presse“ von
seinem ersten Einsatz in der National-
mannschaft? Vogts: „Unser Manager
Helmut Grashoff hat mir das Gehalt um
100 Mark erhöht.“ Nach dem zehnten
Länderspiel gab es dann immerhin 500
Mark mehr.
Neunkirchen. Der Vollständigkeit halber
sei erwähnt, dass „seine“ Borussia das
Spiel in München mit 3:4 verlor. Und:
Ausgerechnet sein Gegenspieler Hen-
nes Küppers, Deutscher Meister 1966,
schoss zwei Tore, eines davon allerdings
per Elfmeter, den Vogts nicht verschul-
det hatte.
Küppers war eigentlich Spielmacher,
und der junge Rechtsverteidiger Vogts
musste im defensiven Mittelfeld aus
helfen, weil Gladbachs Abwehr mit
Spinnler, Wittmann, Milder und Durko-
vic besetzt war. Im Flieger nach Belgrad
saß auch Küppers, der dann beim ersten
Länderspiel von Berti sein vorletztes
von insgesamt sieben bestritt. Muss
schon ein komisches Gefühl gewesen
sein, am Samstag Gegner und am Mitt-
woch dann gute Freunde!
Vogts hält sich mit solchen Gedanken
nicht auf, sondern denkt an seine Aufga-
be bei der Premiere: „Ich musste gegen
Die deutsche Mannschaft bei der Vogts-Premiere gegen Jugoslawien am 3. Mai 1967 in Belgrad: Willi Schulz, Sepp Maier, Franz Beckenbauer,
Siggi Held, Klaus Fichtel, Hans Küppers, Gerd Müller, Hannes Löhr, Bernd Patzke, Wolfgang Overath, Berti Vogts (von links).