N E U E S E R I E : ME I N E R S T E S L ÄND E R S P I E L
CDN - MAG A Z I N 3 0 | 2 017
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locken, aber Manager Helmut Grashoff
legte jedes Mal sein Veto ein. Und so
richtig war auch Vogts nicht von den
Vorteilen eines Tapetenwechsels zu
dem damaligen Weltklasseclub über-
zeugt.
In seiner Länderspiel-Karriere schaffte
der Verteidiger immerhin ein Tor. Es
war am 28. Februar 1976 in Dortmund,
als er beim 8:0 gegen Malta bei einer
Körpergröße von nur 1,68 Metern mit
einem Flugkopfball nach Flanke von
Hannes Bongartz das 7:0 erzielte (82.).
Erich Beer hatte ihn beim Stande von
3:0 einen Elfmeter schießen lassen
wollen, aber Vogts weigerte sich: „Ge-
schenke im Fußball nehme ich nicht an.“
Sein letztes Länderspiel, sein 96., be-
stritt Vogts beim 2:3 gegen Österreich
in Cordoba während der WM in Argen
tinien. Er erinnert sich: „Jupp Derwall,
der Nachfolger von Helmut Schön,
wollte, dass ich danach am Anfang des
Umbruchs mit meiner Erfahrung noch
zur Verfügung stehe. ‚Komm, mach die
100 noch voll‘ drängte er, aber ich hatte
keine Lust mehr.“ So standen am Anfang
wie am Ende eine Niederlage, dazwi-
schen aber glänzende Erfolge wie der
Gewinn der Europameisterschaft 1972
und der Weltmeistertitel 1974.
Das Kapitel „Vogts und die National-
mannschaft“ wäre allerdings nicht ab-
geschlossen, würde nicht auch der
Bundestrainer Berti Vogts erwähnt.
Franz Beckenbauer hatte ihm nach dem
Titelgewinn 1990 einen Rucksack voller
Wackersteine aufgebunden, als er ihn
mit dem denkwürdigen Satz in seine
neue Aufgabe entließ, Deutschland sei,
nachdem jetzt die Spieler der ehema
ligen DDR die Nationalmannschaft ver-
stärken würden, auf Jahre hinaus un-
schlagbar. Die erste Niederlage nach
seinem Amtsantritt setzte es schon im
siebten Spiel (0:1 in Wales, EM-Quali).
vom Platz gestellt. Vogts: „Aufpassen
musste ich im Endspiel der WM 1974 in
München gegen Holland, als ich nach
einem Foul an Cruyff bereits nach vier
Minuten verwarnt wurde.“ Es war übri-
gens nicht das Foul, das zum Elfmeter
für Holland schon in der 1. Minute
führte. Das war von Uli Hoeneß be
gangen worden.
Es waren die Jahre, in denen Johan
Cruyff immer wieder mal versuchte,
Berti Vogts zu Ajax Amsterdam zu
als Segen entpuppen sollte, denn so
konnte er nicht für das blamable Aus-
scheiden in der Qualifikation zur EM 68
verantwortlich gemacht werden.
Nach jenem Scheitern und mit dem not-
wendigen Neuaufbau begann die Zeit
des Berti Vogts. Er, schon sehr früh
Waise geworden, bestätigte seinen Ruf
als Kämpfer. Einsatz immer am Limit,
aber das kalkuliert. In 14 Profijahren als
Verteidiger erhielt er nur 15 Gelbe
Karten, wurde nie in einem Pflichtspiel
Karrierehöhepunkt Teil 1: Vogts
präsentiert beim WM-Gewinn 1974
stolz die Siegertrophäe ...