CdN Magazin 23 ePaper - page 18

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DAS WORT ZUM SPORT
INTERV IEW MIT BERTI VOGTS
einem starken Fundament in einem
tollen Miteinander von DFB und Liga.
CDN-MAGAZIN:
Weiter so oder
personeller Umbruch – gibt es
nach einem Titelgewinn ein
Patentrezept für den Weg zum
nächsten Turnier?
„Durchschnaufen ist erster
Schritt in falsche Richtung.“
VOGTS:
Ich verstehe teilweise die
Spieler, wenn sie nach einem Titel­
gewinn, auf den sie so stark fokussiert
waren, erst einmal durchschnaufen
und auch mal leben wollen. Doch
das ist schon der erste Schritt in
eine falsche Richtung. Fakt ist, dass
wir heute einen Spieler A jederzeit
durch den Spieler B ersetzen können.
CDN-MAGAZIN:
Was war Ihrer
Meinung nach das Erfolgsrezept
der Spanier, die zwischen 2008 und
schaft bis 2014 ohne Titelgewinn
vorstellen können?
VOGTS:
Dass die umfassende Neu-
orientierung bei der Sichtung und
Förderung der Talente, die ab 2000
einsetzte, nicht von jetzt auf gleich
zum großen Aufschwung der Na­
tionalmannschaft führen würde, das
war mir schon klar. Doch heute
ernten wir die Früchte dieses
Konzepts der gezielten und effek­
tiven Sichtung und Förderung auf
Verbands- und Klubebene und profi­
tieren zudem von der Richtung, die
die Liga vorgegeben hat. Heute
könnte der DFB zwei gleichwertige
A-Nationalmannschaften aufstel-
len, was früher unmöglich war. Diese
Feststellung verdeutlicht auch den
heutigen immens hohen Stellen-
wert der Bundesliga. Zu meiner Zeit
als Bundestrainer hatte ich neun
Nationalspieler in Italien. Heute steht
alles, kontinuierlich gewachsen, auf
CDN-MAGAZIN:
Nach 1990 ging
es mit Ihnen als neuem Bundes-
trainer sowie mit den meisten Welt-
meistern von Rom weiter. Warum
hat es dennoch sechs Jahre ge­
dauert, ehe der nächste Titelgewinn
unter Dach und Fach war?
VOGTS:
Unter anderem gab es drei
entscheidende Gründe. Zum einen
dauerte es eine gewisse Zeit, die
zweifellos geeigneten Spieler aus der
DDR nach der Wiedervereinigung in
unsere Mannschaft zu integrieren.
Zum andern sind wir, dies muss man
klar sagen, 1992 in Schweden bei der
EM an unserer eigenen Überheb­
lichkeit als Weltmeister gescheitert.
Und 1994 hätte ich vor und bei der
WM in den USA einiges, auch perso-
nell, verändern müssen.
CDN-MAGAZIN:
Hätten Sie sich,
als Sie 1998 als Bundestrainer
zurücktraten, die Nationalmann-
BISHER EINZIGER DEUTSCHER „DOPPELSCHLAG“: DEM EM-GEWINN 1972 IN BRÜSSEL ...
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