CdN Magazin 25 ePaper - page 21

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stand unter Druck. Bei der EM in
Frankreich möchte ich endlich mit
ihm ins Reine kommen. Ich schwöre:
Wir kriegen das hin, Mario!
Letzte Frage: Wer wird der EM-Star?
BALL:
Der Ball ist rund, aber ich
tippe auf Cristiano Ronaldo. Im Ur-
laub an der Algarve durfte ich einmal
kurz Trainingsball bei den Portu­
giesen sein, und plötzlich hat er sein
linkes Bein einfach kurz um das rech-
te gebogen und mich mit dem Absatz
vors Tor geflankt. Aber Europameis-
ter werden die Deutschen.
Warum?
BALL:
Wenn Ronaldo im Endspiel
frei vor Manuel Neuer steht, springe
ich ihm vom Fuß. Aber jetzt muss ich
Schluss machen, da kommt wieder
die Schwester mit den kalten Um-
schlägen.
Gute Besserung – und danke für
dieses Gespräch.
Es war Kalter Krieg ...
BALL:
Und man war schnell der
Spielball der Weltmächte. Mein Opa
erzählt oft, wie Gerd Müller vor dem
EM-Finale 1972 gegen die Sowjet­
union zu ihm sagte: „Du bist doch a
Franke, heut geht’s gegen die Russen,
wir müssen zusammenhalten.“ Sogar
Hacki Wimmer schoss ein Tor.
Und Müller sogar zwei.
BALL:
Richtig. Zweimal bugsierte er
Opa ins Netz. Wenn Sie nichts dage-
gen haben, würde ich an der Stelle
gerne kurz einen deutschen Bomber
von heute grüßen.
Den neuen Müller?
BALL:
Den auch, aber vor allem
Mario Gomez. Wissen Sie, ich schäme
mich heute noch für Wien 2008, als
ich ihm zwei Meter vor der Torlinie
vom großen Zeh hüpfte. Das war
nicht okay, ich hatte einen miesen
Tag, ich war zu hart aufgepumpt,
Was war da?
BALL:
Ich sage jetzt nichts mehr,
nicht ohne meinen Anwalt.
Erleichtern Sie Ihr Gewissen!
BALL:
Aber Sie erzählen es nicht
weiter, versprochen? Also, am Abend
vor dem Spiel klopft es an die Hoteltür
von Papa, und vor ihm steht ein auf-
gedonnerter, aufreizend geschmink-
ter weiblicher Tennisball, spärlich
bekleidet, sündhaft kurzer Rock – ja,
und Papa ist schwach geworden.
Aber früh morgens hat er dieses
Londoner Luder dann empört wieder
rausgeworfen und sich geschworen,
es den Engländern heimzuzahlen.
Beim Elfmeterschießen?
BALL:
Alle trafen oben rechts.
Auch Gareth Southgate wollte dort
hin schießen – aber Papa hat abrupt
seine Flugbahn geändert, und Andy
Köpke hielt. Aber können wir wieder
das Thema wechseln, weg von diesen
traurigen Elfmeterschießen?
Was bedrückt Sie?
BALL:
Mein Opa mütterlicherseits
wird seit dem Elfmeterschießen im
EM-Finale 1976 in Belgrad spurlos
vermisst. Uli Hoeneß war ja damals
als Vorletzter dran, haute drauf, und
mein Opa stieg wie eine Rakete hoch
über die Latte, und flog in Richtung
Autobahn nach Tirana. Sie suchen
ihn heute noch.
Aber mit welchem Ball schoss dann
Panenka als Letzter?
BALL:
Da war plötzlich ein Er­
satzball, keiner wusste woher. Was
sofort auffiel: Panenka sprach
tschechisch mit ihm, man kannte
sich also. Der Prager lief an, und
Sepp Maier, die „Katze aus Anzing“,
hechtete dynamisch nach links.
Aber Panenka schoss gar nicht, er
löffelte und schaufelte, in die Mitte
des Tores. Heute weiß man: Der
tschechische Geheimdienst hatte
diesen Ball im Tohuwabohu nach
dem Hoeneß-Fehlschuss ins Spiel
geschmuggelt.
FRECH UND UNVERFROREN: ANTONIN PANENKA CHIPT DEN BALL IN DIE TORMITTE,
SEPP MAIER IST GESCHLAGEN UND DIE CSSR EUROPAMEISTER 1976.
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