CdN Magazin 25 ePaper - page 18

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AUF DEM WEG ZUR EURO 2016
DER FUSSBALL IM WANDEL DER ZEIT
Man kann heutzutage nur noch Interviews glauben, die erstunken und erlogen sind. Auch das
folgende Exklusivtelefonat von Oskar Beck mit dem EM-Ball für das CdN-Magazin hat nie
stattgefunden. Doch umso offener und ehrlicher lässt der Ball Luft ab und packt schonungslos
aus über früher und heute. Über Träume und Tritte, Triumphe und Tragödien, Hrubesch
und Bierhoff, Bomber Müller, Kaiser Franz und Günter Netzer – und über die kommende
Europameisterschaft 2016 in Frankreich, wo er bei Mario Gomez Wiedergutmachung leisten will.
Exklusivinterview mit dem EM-Ball 2016, der in Frankreich mit Gomez ins Reine kommen will
Grüß Gott, wo treffen wir Sie ge-
rade an?
BALL:
Bei der Kur in Bad Buchau am
Federsee. Ich sitze im Schlammbad,
in einem Streckverband, die Blase
schwächelt, das Ventil pfeift – und
mit meinem hässlichen Stollen­
abdruck würde ich mich im Moment
nicht unter die Leute trauen.
Was ist passiert?
BALL:
Ach, eine ganz blöde Ge-
schichte. Wir hatten hier gestern
einen Kick, Feuerwehr gegen Stadt-
verwaltung, und der Bürgermeister
wollte einen Pass über drei Meter
spielen, hat dabei die Beine verwech-
selt und mich bei seinem Befreiungs-
schlag derart entstellt, dass ich an-
schließend mit zwölf Stichen genäht
werden musste. Aber ich will nicht jam­
mern – das können die Trainer besser.
Wie meinen Sie das?
BALL:
Tuchel, Klopp, Guardiola, alle
faseln dauernd vom Sabbatjahr. Und
was ist mit mir? Ich muss schon froh
sein, wenn mir die UEFA zur Vorberei-
tung auf die EM dieses Trainingslager
am Federsee gönnt. Und dann pas-
siert mir dieser Mist. Sogar in so
einem Gurkenkick reden alle vom
„Spiel gegen den Ball“, und ich kriege
das volle Programm ab, gestreckte
Beine, Kopfstöße, Pressschläge.
Wenigstens werde ich jetzt hier gut
gepflegt und dreimal am Tag ein­
gefettet. Morgen fange ich mit
der Krankengymnastik an, und dann
sehen wir weiter.
Aber es reicht bis zur EM?
BALL:
Der Doc will mir grünes Licht
geben, auf eigenes Risiko. Als Ball
gehst du durch die Hölle, die einen
treten dich auf die Tribüne, die ande-
ren brüllen „Flatterball“, „Plastik-
ball“ oder „Scheißball“. Das ist
manchmal kein Leben mehr.
Die EM wird Sie für alles entschä­
digen ...
BALL:
Als Gott in Frankreich sozu-
sagen? Mein großer Bruder sagt das
auch oft, die Franzosen geben ihm ein
gutes Gefühl. Er war der Ball bei der
EM 2000 und schwärmt heute noch,
wie Zidane als „Zizou, die Katze“ da-
mals mit ihm getanzt hat. Zum Dank
hat ihm mein Bruder gehorcht wie
ein Wollknäuel der Miezekatze. Mir
geht es heute bei Mesut Özil übrigens
ähnlich.
In puncto Ballbehandlung?
BALL:
Kennen Sie dieses Kribbeln in
„Manche mögen’s heiß“ mit Marilyn
„Wir kriegen das hin,
MARIO!“
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