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AKTUELL IM BLICKPUNKT
COMEBACK IN LATEINAMERIKA
Auch wegen des Schiedsrichters.
Arturo Yamasaki, der Peruaner, ist
der Sargnagel der deutschen Träume.
Er gibt einfach keinen Elfmeter. Viele
Jahre später muss man wieder an ihn
denken, dank eines TV-Spots von Olli
(„Dittsche“) Dittrich. Dittsche verkör-
pert darin einen italienischen Toni,
wie ihn sich jeder normal veranlagte
Fußballdeutsche vorstellt, Goldkett-
chen, Sonnenbrille, einen Eimer Gel im
Haar und immer einen Spruch auf den
Lippen. Und Toni macht sich lustig
über uns Deutsche, weil wir für den
Fußball Flachbildschirme kaufen.
„Was kaufen die Italiener?“, grinst er
und sagt im Wegdrehen: „Sie kaufen
die Schiedsrichter.“ Wenigstens da ist
uns das Lachen nicht mehr vergangen.
Karlheinz Schnellinger später. Beim
AC Mailand kannten sie ihren
„Carlo“ nur als Zerstörer, aber nun:
Grabowski flankt, langes Bein von
Schnellinger – 1:1. Das Tor zur Verlän
gerung. Das Tor zum Verrücktwerden.
Schiedsrichter aus Peru
Sargnagel deutscher Träume
2:1 Müller. 2:2 Burgnich. 2:3 Riva.
Das ist jetzt kein Fußball mehr, son-
dern Herzschlag, Hitzschlag, Hitch-
cock. 3:3 Müller. Gianni Rivera beißt
ins Tornetz. Anstoß. Gegenzug. 3:4
Rivera. In dem Moment schwört
sich Gerd Müller, dass er den Film
dieses Spiels nie anschauen wird –
„ich würde heulen.“
Rache für Wembley 1966 die von Sir
Bobby eingangs erwähnte Kopfnuss
mit dem Hinterscheitel. Verlän
gerung. 3:2 Müller. Alle Welt weiß:
Eine größere Dramatik wird es ewig
nicht geben.
Die Ewigkeit dauert drei Tage. Und
Kapitel 2 des Wahnsinns kann aus
Platzgründen nur in Stichworten
erzählt werden. Halbfinale. 0:1
Boninsegna. Deutscher Sturmlauf.
Foul an Beckenbauer, Schultereck
gelenkssprengung. Ein Klebeband
fixiert seinen rechten Arm am Körper,
wie ein Kriegsversehrter schleppt
der Kaiser Ball für Ball an die Front.
Dann die 90. Minute. „Es war Zeit,
nach vorne zu gehen“, sagt Ausputzer
VERLETZUNGSPAUSE:
FRANZ BECKENBAUERS RECHTER
ARM WIRD FIXIERT.
„JAHRHUNDERTSPIEL“ GEGEN
ITALIEN: GERD MÜLLER BRINGT
DIE DEUTSCHE MANNSCHAFT
MIT 2:1 IN FÜHRUNG.
