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DAS WORT ZUM SPORT
INTERV IEW MIT KARL-HEINZ SCHNELLINGER
SCHNELLINGER:
Der Mannschaft
werden ja seit einiger Zeit große
Stärken beim Spiel nach vorne
zugeschrieben. Hinzu kommt die
Erfahrung, die wichtige Stamm­
spieler wie Miroslav Klose,
Sami Khedira, Mesut Özil oder
Per Mertesacker aus dem Ausland
mitbringen. Und der FC Bayern
München wird mit seiner Ausnahme-
stellung sicherlich ein stabiles
Gerippe im WM-Aufgebot bilden.
Weil ja Blockbildung schon immer
ein Erfolgsfaktor bei unseren
Turnierteilnahmen war. Doch das
Spiel nach vorne hängt auch von
den Stärken, der Vorarbeit und
der Absicherung in den hinteren
Mannschaftsteilen ab. Damit die
Offensivspieler sich frei spielen und
ihr Spiel entwickeln können. Auch
unser Team für Brasilien kommt an
der Binsenweisheit nicht vorbei,
dass Fußball ein Teamwork ist.
CDN-MAGAZIN:
Was trauen Sie
also der deutschen Nationalmann-
schaft in Brasilien konkret zu?
SCHNELLINGER:
Dass sie, was
wir alle hoffen, so weit wie möglich
kommt. Doch wenn eine so er­
folgreiche Fußballnation wie Bra­
silien die WM-Endrunde aus-
richtet, zählt natürlich das Team
des Veranstalters zu den absoluten
Topfavoriten. Dazu könnte der süd-
amerikanische Nachbar Argentinien
eine Rolle spielen. Es kann alles
passieren.
CDN-MAGAZIN:
Sollte es zum
Duell Deutschland gegen Italien
kommen, wie wird es Ihrer Meinung
nach ausgehen?
SCHNELLINGER:
Erstens wäre
mein großer WM-Wunsch dieses
Duell gegen Italien. Es wäre gut für
Deutschland und für Italien. Zwei-
tens ist es für mich wichtig, dass es
dann ein faires Spiel wird, so wie ich
es mir früher immer gewünscht habe,
wenn ich mit Mailand gegen deut-
sche Teams gespielt habe. Logisch,
dass ich mich freuen würde, wenn
Deutschland gewinnt. Auch wenn ich
aus Deutschland nicht mehr viel zu
hören bekomme.
USA müsste man besonders auf­
passen. Auch auf die Portugiesen.
Klar, Jürgen Klinsmann kennt un­
sere Mannschaft sehr gut. Doch er
ist nicht das Problem. Das Problem
auf dem Platz sind immer die­
Spieler. Mit ihrer Qualität aber
müsste unsere Mannschaft in der
Vorrunde keine Schwierigkeiten
haben. Das Schlimmste wäre aller-
dings, einen unserer drei Gegner zu
unterschätzen.
„Jürgen Klinsmann ist
nicht das Problem ...“
CDN-MAGAZIN:
Welche Qualität
zeichnet denn Löws Team Ihrer Mei-
nung nach aus?
SCHNELLINGER:
Wichtig ist, dass
man das erste Spiel gewinnt. Egal, ob
es jetzt gegen Portugal geht oder ob
Chile, Uruguay oder Kolumbien der
Gegner wäre. Ein Sieg muss her zum
Start, dann ist die Nervosität erst
mal weg, dann ist die Moral für die
weiteren Spiele intakt und die Stim-
mung im gesamten Camp gut. Der
enorme Druck wird etwas schwächer
und man wird nicht von den Medien
gedrängt.
CDN-MAGAZIN:
Wen sehen Sie
als schwierigsten Gegner in der
deutschen Gruppe?
SCHNELLINGER:
Auf den ersten
Blick könnte man sagen, auf die
EINER DER ERFOLGREICHSTEN SEINER ZEIT:
DER „BLONDE CARLO“ SPIELTE NEUN JAHRE FÜR DEN AC MAILAND.
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