CdN Newsletter 18 - page 37

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Mitglieder, stehen bei Treffen aber
meist unerkannt im Abseits. Saar­
länder eben. Dabei sagte Herberger
nach dem Hinspiel in Stuttgart zum
Beispiel über Clemens: „Den müsst
ihr uns pumpen.“ Der DFB lud die
Saar-Mannschaft aus Respekt denn
auch zum Finale nach Bern ein. Nach
dem Sieg feierten sie gemeinsam mit
dem Weltmeister den sensationellen
Titelgewinn.
„Ich weiß noch heute, dass ich nach
der Qualifikation nicht richtig
unglücklich war“, erinnert sich
Clemens. „Ich fühlte mich eben doch
als Deutscher und wollte Herberger
und der Elf, in der ich als kleiner Bub
mir immer zu spielen gewünscht
hatte, nicht den Weg in die Schweiz
verbauen. Wir Saarländer hätten bei
der WM auch keine Chance gehabt“,
sagt er bescheiden. 1953 kehrte
er von Nancy zu Saar 05 zurück
ins Saarland. Dorthin, wo glückliche
Menschen leben.
Denn auch das hat die Image-Um­
frage der Landesregierung ergeben:
Von 600 befragten Saarländern sag-
ten nahezu alle, dass sie das Land,
seine Menschen und seine Lebensbe-
dingungen als positiv empfinden.
Vom kommenden Jahr an moderni-
siert die Landesregierung den 60
Jahre alten Ludwigspark. Vielleicht
findet dann mal wieder ein Bundes­
ligaspiel in Saarbrücken statt. Wäre
gut fürs Image.
Michael Kipp
und ich weiß nicht, was geworden
wäre, wenn die Saar einen Vorsprung
erreicht hätte.“ Kurt Clemens, der
damals in Nancy unter Vertrag stand,
trieb die Saarländer immer wieder
an. Fritz Walter wiederum hatte in
Minute 31 keine Lust mehr, mit den
Saarländern zu tanzen. Er ließ sich
von Sepp Herberger auswechseln.
„Verletzungsbedingt“, erinnert sich
Binkert. Viele glaubten aber, dass er
die Verletzung nur vorgetäuscht
habe. Der vermeintlich echte Grund
hieß Waldemar Philippi, „Fips“ ge-
nannt. „Fips war immer schon der
Angstgegner von Fritz Walter“, weiß
Binkert. Und der stand in Halbzeit
eins oft auf Walters Füßen.
Respekt! Saar-Team zum
Finale in Bern eingeladen
Das 0:1 durch Deutschlands Stürmer
Max Morlock kam da eher aus dem
Nichts. Auch das 0:2 von Morlock
(54.) bedeutete noch nicht das Ende
saarländischer WM-Träume. Zumal
Martin in der 67. Minute per Hand­
elfmeter auf 1:2 verkürzte. „Flach
und hart habe ich den ins linke Eck
geschossen“, sagt er. Der Park bebte,
doch Hans Schäfer (83.) sorgte mit
dem 1:3 für die Entscheidung.
Ob Binkert, Leibenguth, Otto oder
Clemens den Deutschen in der
Schweiz gut zu Gesicht gestanden
hätten? Im Club der Nationalspieler
sind sie, wie alle anderen saarlän­
dischen Altinternationalen, seit 2008
Duell“. Den saarländischen Spielern,
so erzählt Binkert, war das ganze
Drumherum eh egal: „Wir wollten
guten Fußball spielen, wir wollten
gewinnen – was die Politik gemacht
hat, hat uns nicht interessiert.“
„Das Saarland hatte eine verdammt
gute Mannschaft“, erinnert sich Horst
Eckel: „Binkert, Kurt Clemens, Neun-
kirchens Erich Leibenguth, Herbert
Martin. Das waren fantastische Fuß-
baller“, sagt der heute 82-Jährige,
der nur im Hinspiel in Stuttgart zum
Einsatz kam. Beim Rückspiel war der
spätere „Lauterer“ Weltmeister nicht
dabei, dafür vier seiner Vereins­
kollegen: Werner Kohlmeyer, Werner
Liebrich, Ottmar und, allen voran,
Fritz Walter
Saarlands Superstars waren Binkert,
Clemens und Martin. Binkert lebt
heute in einem saarländischen Senio-
renheim und hat noch den Spielfilm
des Jahrhundertspiels vor Augen:
Herbert Martin traf kurz nach Beginn
sogar zum saarländischen Führungs-
tor, das aber der niederländische
Schiedsrichters Bronkhorst wegen
Abseits nicht gab. „Das war nie und
nimmer Abseits“, erinnert sich der
heute 89-jährige Martin, zu jener Zeit
einer der erfolgreichsten deutschen
Torschützen überhaupt, an den Pfiff
des Unparteiischen.
Deutschlands Torwart Toni Turek
analysierte damals: „Es hat eine
Halbzeit böse für uns ausgesehen,
SAARLÄNDISCHE ALT-INTERNATIONALE: WERNER OTTO
(LINKS) UND GÜNTER HERRMANN BEIM CDN-TREFFEN 2012.
GUTES AUGE AUCH ALS TRAINER: HERBERT BINKERT 1970
AUF DER BANK DES FC HOMBURG.
1...,27,28,29,30,31,32,33,34,35,36 38,39,40,41,42,43,44