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Medien und Fußball-Deutschlands
stellt, spricht für sein stetig gewach-
senes Selbstvertrauen und seine
Beharrlichkeit.
Mal sehen, was Joachim Löw nach
2016 macht. Er könnte vielleicht
sogar versucht sein, den Serienre-
kord der Spanier noch zu übertreffen,
die 2008 Europameister, 2010
Weltmeister und 2012 noch einmal
Europameister wurden. Deutschland
ist Weltmeister, kann 2016 Europa-
meister werden und verteidigt 2018
seinen WM-Titel in Russland: An
Perspektiven herrscht also kein
Mangel für Löw, der die Faszination
und Tücken seines Berufs wie kaum
einer seiner Kollegen Nationaltrainer
kennt und daraus die richtigen
Schlüsse für sich ziehen wird.
Roland Zorn
tion der eigenen Autorität oder für
den gruppenspezifischen Teil ihrer
Führungsaufgaben eine Rolle. Sonst
aber hat der Trainerberuf mit dem
des Spielers außer der gemeinsamen
Liebe zum Fußball nur wenig gemein.
Darum ist es inzwischen auch uner-
heblich, ob ein Bundestrainer eine
weltmeisterliche Vita als Profi hat
wie Löws Vorgänger Beckenbauer,
Berti Vogts, Völler und Jürgen
Klinsmann. Und schon gar nicht
bedeutend, ob er aus der Zunft der
Verteidiger oder Angreifer stammt.
Von einem wie Löw wird sowieso
alles verlangt: maximales Knowhow,
maximale Führungsqualität, maxi-
maler Erfolg. Dieser höchst an-
spruchsvollen Aufgabe hat sich der
badische Teamworker in Brasilien
gewachsen gezeigt. Dass er sich
nun aufs Neue den Juroren der
lichen, spieltaktischen und trainings-
spezifischen Erkenntnisse angeht.
Anders ginge es auch gar nicht mehr,
da sich Trainer von heute ständig wei-
terbilden müssen, um an der Spitze
des Fortschritts bleiben zu können.
Insofern sind die alten Diskussionen
müßig, ob ein erfolgreicher Trainer
eher ein defensiver oder offensiver
Spieler gewesen sein müsse – wenn
sie es nicht schon immer waren.
Flexibilität war gefragt bei der WM
und eine ruhige Hand: Tugenden, die
Löw in Brasilien auf Schritt und Tritt
verkörperte.
Umso mehr, als das Zitterspiel im
Achtelfinale gegen Algerien (2:1)
überstanden war. Es bescherte dem
Bundestrainer genau die Erkennt­
nisse, die er noch gebraucht hatte,
um sein Personal für das Viertelfinale
gegen Frankreich (1:0), das rausch-
hafte Halbfinale gegen Brasilien
(7:1) bis zum 1:0-Endspielsieg über
Argentinien beisammen zu haben.
Das Richtige in wichtigen Momenten
zu tun, diese Kunst beherrschten
schon Herberger, Schön und Becken-
bauer, die bei den deutschen Titel­
geschichten anno 1954, 1974 und
1990 auch mit Rückschlägen und
Widrigkeiten umzugehen wussten.
Herberger tat es als „Chef“, der sei-
nen Kapitän Fritz Walter in seine
Überlegungen einband; Schön, ein
sächsischer Gentleman, nahm in den
Stunden nach der bitteren 0:1-Nie-
derlage gegen die DDR die kritischen
Worte Beckenbauers und anderer
Spieler an und auf; Beckenbauer,
1990 aus einem ähnlich reichen
Potenzial an Spielern schöpfend wie
Löw heute, hielt die Spannung in
seinem Team mit überraschenden
Aufstellungen und der ihm eigenen
Souveränität im Umgang mit den
Menschen hoch; Löw legte Wert auf
das Urteil seiner engsten Mitarbeiter
und traf in den Spielen, als es darauf
ankam, nur richtige Entscheidungen.
Dabei war er wie seine internatio­
nalen Kollegen nicht geprägt von
einer gloriosen Vergangenheit als
Spieler. Für die Fußball-Lehrer von
heute spielen diese Erfahrungswerte
nur bei Basisfragen etwa zur Defini­
Silbernes Lorbeerblatt für
Löw und die Weltmeister
Nach dem WM-Triumph in Brasilien reißen die Ehrungen für die deutsche
Fußball-Nationalmannschaft nicht ab. Bundespräsident Joachim Gauck
wird dem Weltmeister-Team von Bundestrainer Joachim Löw am
10. November in seinem Amtssitz Schloss Bellevue in Berlin das Silberne
Lorbeerblatt verleihen. Das Silberne Lorbeerblatt ist die höchste offizielle
Auszeichnung im deutschen Sport und wird seit 1950 verliehen.
Vier Tage nach der Auszeichnung findet das EM-Qualifikationsspiel gegen
Gibraltar in Nürnberg statt.
NACH DEM WM-FINALE IN RIO: BUNDESPRÄSIDENT JOACHIM GAUCK
GRATULIERT JOACHIM LÖW ZUM TITELGEWINN.
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